Goodbye Startups, hello Private-Equity

Die von Politikern in Sonntagsreden stets hochgelobte Startup-Szene erweist sich bei genauerer Betrachtung oftmals als große Blase, aufgebläht von Sprüche klopfenden Youngsters, den die Strategen in den Family-Offices der Milliardärs-Klasse lieb gern ihr Geld anvertraut, das bei den Hoffnungsträgern der zukünftigen Wirtschaft – vor wie in der Corona-Krise – in beste Hände zu liegen scheint. Doch nun verkündet ein Insider und eifriger Akteur der deutschen Startup-Szene seinen Ausstieg: Christoph Gerlinger. Seine „German Startups Group“ wechselt vom börsennotierten Wagniskapitalgeber zu einem Private-Equity-Investor. Fortan spielt der Ex-Gründer in der Champions Liga der Investment-Branche mit, deren Namen die Schlagzeilen in der internationalen Finanzpresse zieren: KKR, Blackstone, Permira oder EQT zählen unter vielen anderen dazu. Von EQT ist der Deal mit Enchilada oder BackWerk noch in bester Erinnerung der Franchise-Szene. Auch künftige dürften die Scouts etwa der Partners Group in der Schweiz den Büros den Analysten weitere zur Beteiligung reifen Franchise-Systemen sowie den übrigen Hidden Champions im Mittelstand geben, wie es unlängst mit KAMPS oder Nordsee passierte.

Berlin, Singapur, Frankfurt

Auf solche Deals will sich nunmehr auch Christoph Gerlinger kaprizieren. Die 2012 gegründete German Startups Group (GSG), bislang ein führender Venture Capital-Investor in Deutschland, fusioniert vorbehaltlich der Zustimmung ihrer Hauptversammlung am 7. August 2020 mit SGT Capital Pte. Ltd., einem globalen Alternative Investment- und Private Equity-Asset Manager mit Hauptsitz in Singapur und Ländergesellschaft in Frankfurt am Main. Mit Abschluss der Fusion wird das zusammengeführte Unternehmen in SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA umfirmieren und ihren Sitz nach Frankfurt am Main verlegen Das benötigte Spielgeld im Firmen-Monopoly sollen Anleger aufbringen, die ihr Erspartes einem neu aufgelegten Fond anvertrauen. Dabei greift Gerlinger noch nicht mal in die Vollen – 1 bis 3,5 Milliarden Euro sollen in der ersten Runden zusammenkommen. Zum Vergleich: EQT verwaltet ein Vermögen von 44 Milliarden Dollar. Im Fokus künftiger Beteiligungen liegen Technik und Gesundheit.

GSG, Wiwo, CDU

Christoph Gerlinger, Jahrgang 1967, zeichnete die Wirtschaftswoche 20o6 als profilierten deutschen Risikokapitalgeber und Internetunternehmer aus und im Experten-Beirat der CDU für Digitalisierung bringt er sein Wissen ein. Gerlinger, der mit dem Börsengang seiner German Startups Group (GSG) vor zwei Dekaden zum Star der Berliner Start-up-Szene avancierte, zieht nun eine ernüchternde Bilanz. Sein Geschäftsmodell habe letztlich nur Verlust gemacht, vertraute er der FAZ an. „Der Börsenwert habe nie den Wert der Beteiligungen etwa der Essensplattform Delivery Hero, den Online-Händler Mr. Spex mit Brillen und Chrono24 für Luxusuhren widergespiegelt.“ Diese Beteiligungen sollen nach und nach abgestoßen werden. Zur Disposition stehen auch das Online-Auktionshaus AutionTech, die Digitalagentur Exozet oder German Crypto Tech, dem ersten auf real existierenden Werten basierenden deutschen Token im weltweit boomenden Blockchain-Business.

Back to Roots

Mit der Sitzverlegung von der Spree an den Main kehrt Christoph Gerlinger an seine alte Wirkstätte zurück. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität zu Frankfurt am Main gründete er die Gerlinger & Partner GmbH, ein bis heute existentes Consulting-Büro. 1999 stieg der Betriebswirt und „qualifizierter Banker“ als Finanzvorstand bei der CDV Software Entertainment AG in Karlsruhe. Parallel zum Job wagte er eine weitere Gründung mit der Frogster Interactive Pictures AG, die 2006 an die Börse ging und vier Jahre darauf von einem Wettbewerber übernommen wurde. Nach einem zwölfmonatigen Intermezzo als General Manager von Atari Deutschland startete er im Mai 2012 mit der GSG, die ihren Sitz in Berlin hatte, falls die Aktionäre dazu erwartungsgemäß nicken.

Für Gerlinger und seine Kompagnons ist die Sache freilich jetzt schon klar: „Für den Sitz der Holding wurde in Anbetracht eines angestrebten Investmentschwerpunkts in Europa, des Brexits und des Standorts der GSG in Deutschland Frankfurt am Main gewählt, wo bereits seit Mai 2020 eine Niederlassung unterhalten wird.“ Finanziell herrscht trotz Startups-Debakel klar Schiff: „Die German Startups Group hat zur Vorbereitung auf die Transaktion noch im ersten Halbjahr 2020 ihre sämtlichen Minderheitsbeteiligungen in ihre hundertprozentige Tochtergesellschaft German Startups Group VC GmbH ausgegliedert und ihre gesamte ausstehende Wandelanleihe in Höhe eines Nominalwerts von 3 Millionen Euro zurückerworben und damit ihre sämtlichen verbliebenen Finanzschulden getilgt.“

INFO

Start-up City Berlin

Der 2012 gegründete Bundesverband Deutsche Startups schätzt die Zahl der Start-ups auf rund 9.000. Nicht jede Existenzgründung ist ein Start-up. Für den Verband zählen Firmen als Start-up, wenn sie jünger als zehn Jahre sind, ihre Geschäftsidee innovativ und skalierbar ist, also Wachstumspotenzial hat.

Die Rangliste der Gründungstätigkeit nach Bundesländern führt Berlin an. In der Kapitale haben im Durchschnitt der Jahre 2017 – 2019 von 10.000 Erwerbsfähigen jährlich 198 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen. Brandenburg tauscht mit Hamburg den Platz und liegt erstmals an zweiter Stelle (155 Existenzgründungen pro 10.000 Erwerbsfähigen). Es ist zu vermuten, dass die überdurchschnittliche Gründungstätigkeit in Berlin in dessen Peripherie ausstrahlt, weil Gründerinnen und Gründer ihre Stand- oder Wohnorte beispielsweise kostenbedingt in den „Speckgürtel“ verlagern. Davon profitiert Brandenburg direkt. Hamburg kann mit 122 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige knapp Platz 3 vor Bayern mit 121 Gründungen behaupten.

Unabhängig vom Ranking tobt in der Startup-Szene ein Richtungskampf – Geschäftsideen mit App-Gimmicks im B-to-C-Business oder ein Schwerpunkt auf HighTech. Im Gründerzentrum Berlin Adlersdorf stellt sich diese Alternative nicht, hier werden technologische Neuerungen für den B-to-B-Geschäft präferiert. „Wir wollen Wissenschaft, Unternehmen und Start-ups vernetzen“, sagt Wista-Geschäftsführer Roland Sillmann im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (SZ), in unserem Gründungszentrum sind mehr als 90 Unternehmen ansässig“. Sein Credo: „Wir machen hier Hightech. Wir haben wenig gemein mit den Cappuccino-Trinkern aus Mitte. Wir wollen, dass Berlin wieder ein Industriestandort wird.“ – Mit Christoph Gerlinger verabschiedet sich nun ein Mann aus Mitte.

Notgründungen steigen sprunghaft

Millionen Deutsche bangen um ihren Job und müssen sich in Folge von Pandemie und Lockdown beruflich völlig neu orientieren. Bereits jetzt steigt die Anzahl der Notgründungen sprunghaft. Das Problem: Eine Existenzgründung bedarf eines gründlichen Businessplans, entsprechenden Startkapitals, professioneller Beratung und einer erfolgversprechenden Geschäftsidee. Aber die Masse der Gründer versucht es immer noch auf eigene Faust, übernimmt bestenfalls ein etabliertes Geschäft oder dreht als Startup mit Blick auf die Börse am großen Investoren-Rad.

Dass Deutschland sich aber jetzt in ein Gründerland verwandelt, bleibt alternativlos: Experten erwarten bis Ende 2021 die größte Pleitewelle in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf bis zu 21.000 Fälle könnte die Zahl der Insolvenzen ansteigen, so aktuell das Handelsblatt. mehr

Gründerwelle in Deutschland

Millionen Deutsche bangen um ihren Job und müssen sich in Folge von Pandemie und Lockdown beruflich völlig neu orientieren. Bereits jetzt steigt die Anzahl der Notgründungen sprunghaft. Die Nachfrage nach bewährten Geschäftsideen vermag aber die darauf spezialisierte Franchise-Industrie nur bedingt befriedigen und verpasst womöglich eine Jahrhundert-Chance. Denn die Masse der Gründer versucht es immer noch auf eigne Faust, übernimmt bestenfalls ein etabliertes Geschäft oder dreht als Startup mit Blick auf die Börse am großen Investoren-Rad. Ob sich so Deutschland in ein Gründerland verwandelt, steht dahin, bleibt aber alternativlos.

Alice Schmidt ist seit dem Jahreswechsel 2019 / 2020 ihr eigener Chef. Statt weiter bei den Ford-Werken in Köln als Disponentin zu wirken, lebt sie ihren Traum von der Selbständigkeit. Bei der Suche nach einem Geschäftskonzept wurde die passionierte Teetrinkerin mit der Übernahme eines bereits eingeführten Fachgeschäftes in dem 45.000 Einwohner zählenden Städtchen Monheim am Rhein fündig. Anfang März 2020 wurde das neu drapierte Teehaus am Rathaus wieder geöffnet. Dann folgte der Lockdown und die Ladentür blieb für Wochen zugesperrt. Seit dem 20 April ist das Teehaus wieder geöffnet. Unter Beachtung des strikten Distanz-Kodex im Kundenkontakt spricht Jungunternehmerin Schmidt die Kundschaft mit ihrem Sortiment an: „Erlesene Teesorten, leckere Pralinen, Feinkost etwa Jordan Olivenöl und regionale Spezialitäten und schöne Accessoires rund ums Thema Tee. Auch der besondere Kaffee darf ebenso nicht fehlen wie nun auch erlesene Weinsorten. Ein kleines Schlaraffenland für Connaisseurs im Herzen der Stadt. Die kreative Geschäftsfrau suchte sie aber auch in der geschäftlichen Zwangspause ihre Chance. „Die Corona-Krise hat uns vor besondere Aufgaben gestellt, die uns auf neue Ideen gebracht haben. Der Lieferdienst mit einem extra für das Geschäft erworbenen Fahrrad hat sehr gut innerhalb Monheims funktioniert, sodass wir schöne Tees, Geschenksets oder Feinkost bis vor die Haustür unserer lieben Kunden liefern konnten.“

Millionen mit Geister-Restaurants

Während Alice Schmidt im klassischen Einzelhandel ihre Zukunft sieht, haben Sebastian Klein und Robin Steps aus dem Startup-Mekka Berlin mit Honest Food hochfliegende Pläne und scheffeln bereits Millionen mit Restaurants, die gar nicht existieren. Ihr Erfolgsgeheimnis: Das Startup beliefert sogenannte Ghost Restaurants. Hungrige Kunden können die Gerichte dieser Lokale auf Lieferplattformen wie Foodora und Lieferando bestellen. Zu Honest Food gehören Marken wie Blattgold, Baba Noni und Beste Freunde. In großen Produktionsküchen abseits der City werden die Gerichte unter optimierten Produktionsbedingungen vorbereitet und tiefgekühlt an Partnerrestaurants verschickt. Kommt bei einem der Gastro-Partner eine Bestellung für eine der Marken ein, tauen diese Saucen oder Fleisch auf und richten die Salate, Burritos und Burger mit frischen Zutaten an, um die Menüs anschließend auszuliefern.

Steps und Klein haben sich im Studium an der Uni Mannheim kennengelernt. Steps hat bereits diverse Food-Startups gegründet, darunter den Weinshop Vino24.de. Sein Mitgründer Klein hat zuvor für Alexander Samwer, einer der Lieferando-Mitgründer, dessen Photovoltaik-Startup Voltaro mit aufgebaut. Seit der Gründung von Honest Food im April 2017 haben die Unternehmer einen mittleren siebenstelligen Betrag von der Beteiligungsgesellschaft Good Brands und dem Vapiano-Gründer Gregor Gerlach aufgenommen. Zwei Jahre weiter: Der Berliner Lieferdienstvermittler Delivery Hero, der gerade erst den koreanischen Wettbewerber Woowa übernommen hat, kauft nun den Berliner Ghost Restaurant-Betreiber Honest Food. In der damit fälligen Ad-Hoc-Mitteilung heißt es. „Die Good Brands AG veräußert ihre Beteiligung an der Honest Food Company GmbH. Der Verkauf erfolgt im Rahmen einer vollständigen Übernahme aller Geschäftsanteile durch die Delivery Hero SE. Die Unterzeichnung der Kaufverträge erfolgte am 20. Dezember 2019.“ Noch im Sommer dieses Jahres investierten Index Ventures und der schwedische Kapitalgeber Creandum einen Millionenbetrag in den Ghost Restaurant-Betreiber.

Zwei Erfolgsgeschichten aus dem Kosmos der Gründer in Deutschland kurz vor der Corona-Krise Eine reibungslos vollzogene Übernahme eines etablierten Einzelhandelsgeschäftes im Zuge der Nachfolge und ein mit viel Profit-Fantasie ins Rennen um die Gunst von Anlegern und Kunden gelangtes Startup aus Berlin belegen den im Gründer-Kosmos angesagten Spagat. Der Trend ist ungebrochen. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden 300 Tech-Unternehmen in Deutschland gegründet – mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2018 gab es 70.000 Start-ups und damit rund 10.000 mehr als im Jahr zuvor. Zum Vergleich der Deutsche Franchise-Verband e.V. (DFV) ermittelte, dass im Jahr 2019 in Deutschland etwa 133.424 (+4,2 Prozent) Franchisenehmer in 960 Franchise-Systemen selbständig sind.

Die Startup-Szene liegt im Fokus der Großinvestoren und ihrer Berater in den Family-Offices der bekannten Milliardärs Familien wie die den Quandts, Reimanns, Albrechts, aber auch bei Maschmeyer, Toeller oder Breuninger. Das Fashion- und Lifestyle-Unternehmen Breuninger wurde 1881 von Eduard Breuninger gegründet und zählt heute zu den führenden Multichannel-Department-Stores in Europa. Jüngst hat das Traditionsunternehmen aus Stuttgart in einen Startup investiert, das sich auf automatisierte Bildverarbeitungsprozesse im Modesegment spezialisiert hat: autoRetouch. Hinfort unterstützt Breuninger das Gründerteam des Startups bei der Weiterentwicklung und Verbreitung einer effizienten Technologiesoftware mit globaler Relevanz für den E-Commerce. „Mit der Entscheidung, autoRetouch als eigenständiges Unternehmen auszugründen und uns wirtschaftlich an einem Technologie-Startup zu beteiligen, entwickeln wir Breuninger als Unternehmen weiter und erschließen neue Themenfelder “, so Breuninger CEO Holger Blecker.

Angst vor dem Sprung ins Wasser

In den guten Zeiten der Vollbeschäftigung bis zur Corona-Krise zählten Existenzgründer abseits der High-Tech-Szene wie bei Breuninger eher zu den Exoten. Die auf ihre Work-Life-Balance fixierte Generation Y – im englischen Sprachgebrauch „why“ – scheute den Sprung ins kalte Wasser einer Selbständigkeit. Mehr noch: der Anteil an Gründern in Deutschland schmolz dahin wie Eis in der Mittagssonne. Die Fakten: Von 2001 bis 2018 sank die Anzahl der Gründer in Deutschland kontinuierlich. Im Jahr nach dem Millennium wagten es noch 1.538.000 Millionen Gründer. Zehn Jahre später (2011) hatte sich die Gründerszene nahezu halbiert: 835.000 Erstgründer. Im Jahr 2018 waren es mit 547.000 Gründern nur noch ein Drittel des Langzeit-Hochs von 2001 mit rund anderthalb Millionen Existenzgründern im Lande. Die Ursachen des dramatischen Rückgangs an Gründungswilligen, aber auch – fähigen jungen deutschen spürte der „Gründerreport 2018“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) auf. Danach sind Unausgereifte Geschäftsideen mit schwammigen Vorstellungen über die künftige Kundengruppe, unausgereifte Produkte und überhöhte Umsatzerwartungen häufig die Ursachen, dass Unternehmensgründungen nicht wie geplant zustande kommen oder die entsprechenden Firmen in der Frühphase scheitern.

Notgründungen liegen im Trend

Eine Wende im Gründergeschehen dokumentiert indes der aktuelle KfW-Gründungsmonitor 2020. Im Schatten der Pandemie registriert die mit der Finanzierung von Existenzgründern betraute Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erstmals seit fünf Jahren einen Anstieg der Gründungstätigkeit in Deutschland 2019.Die Zahl der Existenzgründungen ist auf 605.000 gestiegen (+58.000). Maßgeblich dafür war ein deutliches Plus bei den Nebenerwerbsgründungen, bei den Vollerwerbsgründungen ging es dagegen abwärts auf einen neuen Tiefpunkt. Dabei konnte die Zahl der Chancengründungen auf 439.000 überproportional zulegen. Auch internetbasierte und digitale Gründungen gab es deutlich mehr. Der Ausblick für die Gründungstätigkeit 2020 war positiv – die Corona-Pandemie verändert aber einiges. Viele Gründungspläne, von denen es erneut mehr gab, dürften nun verschoben werden. Allerdings sind krisenbedingt jedoch deutlich mehr Notgründungen zu erwarten.

Schwarzer Freitag reloaded

Mit der Pandemie wird spätestens zur Jahreswende die globale Wirtschaftskrise spürbar, die den Schwarzen Freitag an der New Yorker Börse (NYSE) vom 25. Oktober 1929 als Auslöser der Weltwirtschaftskrise in den Schatten stellen könnte. Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), schenkte anlässlich seiner monatlichen Pressekonferenz Anfang Juli wenn auch klausuliert reinen Wein ein, was letztlich droht:„Die Arbeitslosenzahl ist von Mai auf Juni infolge der Corona-Krise deutlich gestiegen, wenn auch erneut schwächer als im Vormonat. Mit 2.853.000 liegt sie 40.000 höher als im Vormonat. Saisonbereinigt entspricht das einem Zuwachs um 69.000. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosenzahl um 637.000 erhöht. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent und verzeichnet im Vergleich zum Juni des vorigen Jahres ein Plus von 1,3 Prozentpunkten.“

Die versteckte Arbeitslosigkeit trägt den Namen Kurzarbeit, die nach den Hiobsbotschaften aus vielen Konzernen – vom Mittelstand ganz zu schweigen – nahtlos im Jobverlust endet, wenn die Entlass-Ankündigungen von Karstadt bis zur Lufthansa auch alle zum Jahresende umgesetzt werden. Laut Scheele wurde vom 1. bis einschließlich 25. Juni für 342.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, nach 1,14 Millionen im Mai und zusammen: 10,66 Millionen im März und April. „Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit lag damit weit über den Werten zur Zeit der Großen Rezession 2008/2009“, so Scheele.

Comeback der ICH-AG

Mit Auslauf der Kurzarbeit und Umsetzung der möglichst sozialverträglichen Entlass-Wellen im Handel, Tourismus und Automobil-Branche dürfte die Arbeitslosenquote auf 15 Prozent hochschnellen Dann stünde ein Millionenheer bestens ausgebildeter Angestellter, dank eigener Rücklagen und Vermögen sowie einer satten Abfindung finanziell für den Moment abgesichert, letztlich aber doch auf der Straße. Was nun? Job suchen oder selbst gründen, so heißt die Alternative.

Notgründungen zählen dann zur neuen Normalität. Denn die vom „Shakeout“ nach dem „Lockout“ gebeutelten Branchen werden gemessen an den Jobs weiter schrumpfen und bieten ihren bisherigen Mitarbeitern keine Chance. Die Masse der Entlassenen muss sich völlig neu orientieren. Jetzt gilt es die Ärmel hochkrempeln und sich aus der Wohlfühlt-Oase den großen Konzernen endgültig zu verabschieden und einen Neuanfang im Kleingewerbe und in der Solo-Selbständigkeit zu suchen. Nach dem Brüssler EU-Marathon zur Krisenbewältigung der von der Pandemie gebeutelten Mitgliedsstaaten, stellt sich auf nationaler Ebene schon für Wirtschaftsminister Peter Altmaier und seinem für Arbeit und Soziales zuständigen Ministerkollegen Hubertus Heil alsbald die nächste Herkulesaufgabe. Wie soll mit dem sich ankündigenden Heer an Arbeitslosen umgegangen werden?

Die beiden Bundesminister könnten auf ein Comeback der ICH AG setzen, Relikt aus der einst von Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Leben „Hartz – Kommission“. Zwischen 2003 und 2006 half das Förderprogramm rund 400.000 Existenzgründern über die ersten Hürden. Denn die Gründung eines eigenen Unternehmens ist vor allem für Arbeitslosengeldempfänger oft mit vielen Hürden verbunden. Daher unterstützt die Bundesagentur für Arbeit mit verschiedenen Förderprogrammen Arbeitslose auf dem Weg in die Selbständigkeit. Die Förderung wurde nur bei einem Gewinn bis max. 25.000 Euro pro Jahr gewährt. Wurde diese Einkommensgrenze überschritten so entfiel eine zukünftige Förderung. Bereits gewährte Förderungen mussten nicht zurückgezahlt werden. Seit 2006 gibt es nur noch Geld vom Staat, wenn der Gründer tatsächlich arbeitslos ist, noch einen Restanspruch von 150 Tagen Arbeitslosengeld hat und ein geprüftes und hinreichend erfolgversprechendes Unternehmenskonzept vorweisen kann. An einer aussichtsreichen Gründungsidee herrscht aber durchweg Mangel.

Nachtschichten für Franchise-Manager

Dennoch müssen sich mindestens 10 Millionen Deutsche beruflich völlig neu orientieren und einen soliden Businessplan entwerfen, die die Banker letztlich überzeugt und dann erst den Hahn öffnet für die staatlichen Fördermittel. Die Zahl der jetzt schon einsetzenden Notgründungen dürfte ab Herbst förmlich explodieren Die von cleveren Existenzgründungsberatern ohne Franchise-Kenntnis derzeit schon als Strohhalm angepriesene Zahl von 1.000 Franchise-Geschäftsidee dürfte sich bei einem harten Faktencheck als Fata Morgana erweisen – allenfalls 400 Franchise-Systeme sind zukunftsfähig und dazu expansiv. Das Geschäft mit den Geschäftsideen dürfte wie schon zu den hohen Zeiten des Multi-Level-Franchisings unseriöse Marktakteure in den 80ziger Jahren des letzten Jahrhunderts anlocken.

Für den weitaus größeren seriösen Teil der Franchisewirtschaft heißt es somit, die Spreu vom Weizen unter den Franchise-Aspiranten schnell und zielsicher zu trennen, und zu klären ob die Interessenten wirklich das Zeug zu einem haben, der das Rad nach vorn drehen und nicht erst neu erfinden will. Bei der anstehenden Besetzung der verbliebenen weißen Flecken auf der Vertriebs-Landkarte oder die Neubesetzung freiwerdender Standorte von Franchisenehmern, denen nur bis Oktober eine Gnadenfrist verbleibt, um ihre Insolvenz beim Amtsgericht anzumelden, müssten Franchise-Manager deshalb wohl Nachschichten einlegen. Denn mangels solider Geschäftsideen wird ein Run auf Franchising einsetzen, um die Notgründung zu optimieren. Die Leads werden also sprunghaft steigen und die Qualifizierung der Kandidaten wird die personellen Ressourcen in den revitalisierten Franchise-Zentralen vielfach überfordern. Dann gilt es, ob sich die bittere Erfahrung der IHK´s und Gründerzentren mit ihren tausendfach im Sande verlaufenden Kontaktgesprächen wiederholt. Die Franchise-Wirtschaft würde damit allerdings den jetzt möglichen großen Sprung nach vorn verpassen. Feststeht: Die nächste Jahrhundert-Chance für einen nationalen Franchise-Boom wird so schnell hoffentlich nicht wiederkommen.

Erfindergeist ist Teil unserer Kultur

Was treibt uns Menschen eigentlich an? Ein Startup-Gründer und ein Wissenschaftler über Innovation, Mobilität und den Grund dafür, dass uns nicht so schnell die Puste ausgeht: Ein Schulterblick von GründerMagazin über spannende Gründungen.

Johannes Krause ist Professor für Archäogenetik und beschäftigt sich mit Menschen und Migration in der Frühgeschichte. Startup Gründer Marcus Rochlitzer erfindet im thüringischen Mühlhausen mit dem “cyfly” im wahrsten Sinne das Rad neu. Ein ungewöhnliches Gespräch über das, was uns bewegt und einen Entwicklungsstandort, der sowohl Geschichte als auch jede Menge Perspektive hat.

Herr Krause, das Forschungsfeld der Archäogenetik dürfte nur sehr wenigen Menschen ein Begriff sein. Was genau tun Sie und was grenzt das Feld von der Archäologie ab?

Johannes Krause: In der Vorgeschichte gibt es leider nur sehr wenig Informationen darüber, wo unsere Vorfahren herkamen oder welche Migrationsbewegungen es gab. Die Archäologie klärt diese Fragen mithilfe von archäologischen Funden wie Scherben und Keramik. Welche Korrelationen es allerdings zwischen kultureller und biologischer Veränderung gab, lässt sich so jedoch schwer feststellen. Die Archäogenetik untersucht deshalb Skelette aus der Vergangenheit auf ihre menschliche DNA und die DNA von Krankheitserregern und kann so Fragen zur Menschheitsgeschichte anhand von disktreten naturwissenschaftlichen Daten angehen. Wir machen also eine Art genetische Reise in die Vergangenheit, indem wir nicht extrapolieren, sondern schauen wie der Mensch vor 5.000 oder 10.000 Jahren tatsächlich aussah, woher er stammte, wie er sich veränderte und welche kulturellen Anpassungen damit einhergingen.

Herr Rochlitzer, Ihr Blick ist nach vorn gerichtet. Als Ingenieur und Entwickler haben Sie einen neuen Antrieb für das Fahrrad erfunden. Erlauben Sie bitte die Frage, warum das überhaupt nötig ist.

Marcus Rochlitzer: Wir haben uns während der Entwicklung von “cyfly” intensiv mit der medizinischen Seite des Radfahrens auseinandergesetzt: mit Bewegungsabläufen, Ergonomie und Mechanik des menschlichen Körpers. Uns ist klargeworden, dass die Beine des Menschen im Prinzip nicht dafür konzipiert sind, die Kreisbewegung auszuführen, die wir auf einem Fahrrad mit klassischer Tretkurbel haben. Wir haben daher ein neues Hebelwerk an den Pedalen entwickelt, welches das Treten beim Fahrradfahren erleichtert und für mehr Drehmoment sorgt

Welche Faktoren treiben uns Menschen denn eigentlich zu solchen Innovationen an, Herr Krause?

Johannes Krause: Erfindergeist und Innovation wohnen dem Menschen inne und sind Teil unserer Kultur. Die Frage ist nur wie schnell die Entwicklung voranschreitet. In der Steinzeit beispielsweise haben die Menschen über einen Zeitraum von 12.000 Jahren kleine Venusstatuetten geschnitzt – stellen Sie sich mal vor, Da Vinci hätte 12.000 Jahre lang nur die Mona Lisa gemalt. Heute ist das natürlich anders. Das liegt daran, dass man neben externen Faktoren eine gewisse Bevölkerungsdichte braucht, um Fortschritt überhaupt vorantreiben zu können. Erst in stabilen, komplexen Gesellschaften auf engem Raum entwickeln sich Spezialisten denen man bestimmte Aufgaben überträgt, die sie ein Leben lang weiterentwickeln.

Wie lange gibt es denn schon Räder oder ähnliche Vehikel?

Johannes Krause: Die ältesten Räder in Europa sind in etwa vor 5500 Jahren entstanden, wobei unklar ist, ob sie aus dem Nahen Osten, Europa oder der asiatischen Steppe kamen. Die ersten Wagen wurden noch von Bullen gezogen, ab etwa der Mitte der Bronzezeit vor ca. 3500 Jahren entwickelten sich Pferdewagen. Die ganz großen Revolutionen kommen dann bekanntlich mit der Industrialisierung, als sich mit der Dampfmaschine, der Eisenbahn und später auch dem Fahrrad und dem Automobil alles noch einmal sensationell verändert.

Sie beide beschäftigen sich mit dem Thema Mobilität. Sie, Herr Krause, in der Forschung zu Migrationsbewegungen, Herr Rochlitzer hingegen im sportlichen Kontext. Was fasziniert Sie jeweils an dem Thema?

Johannes Krause: Wir Menschen sind seit jeher als Jäger und Sammler durch die Welt gestreift und waren dadurch immer mobil. Mobilität ist sozusagen die Essenz unserer Subsistenz, denn unsere Ernährung basiert darauf. Und in diesem Zuge haben wir uns unfassbar schnell ausgebreitet. Es ist erstaunlich und faszinierend, dass wir innerhalb von 50.000 Jahren den gesamten Planeten besiedeln konnten, inklusive Ozeaniens bis hin zu den Osterinseln. So etwas hat es in der Evolution des Menschen noch nie gegeben. Nur der moderne Mensch war so erfolgreich, kein Urmensch, kein anderes Säugetier hat das je auf eine ähnliche Art und Weise geschafft.

Marcus Rochlitzer: Uns interessiert das Thema Mobilität im Kontext von Umweltthemen und wachsenden Populationen in Städten. Das Fahrrad bekommt heute wieder einen hohen Stellenwert und Menschen suchen ganz gezielt nach Alternativen zu fossilen Antrieben, gleichzeitig aber auch nach Alternativen zur Elektromobilität. Wir wollten Teil der Veränderungen sein, indem wir wieder ein komplett mit Muskelkraft betriebenes System auf den Markt gebracht haben. Noch dazu eines, das bestmöglich zum menschlichen Körper passt. Denn die Bewegung auf dem “cyfly” ähnelt im Prinzip dem Gehen oder Laufen im Niedrigfrequenzbereich – was der Mensch über extrem lange Zeiträume kann.

Sie sagen, Ihr System sei perfekt auf die menschlichen Bewegungsabläufe des ausdauernden Laufens angepasst. Kann sich die Genetik dazu positionieren, Herr Krause?

Johannes Krause: In Bezug auf den Bewegungsablauf selbst ist das schwierig, weil wir noch kein gutes Verständnis über die Genotyp-Phänotyp-Assoziation haben was den Aufbau des Skelettes angeht. Was wir aber bestätigen können, ist dass der Mensch tatsächlich in seiner ganzen Physiognomie besonders gut an den Dauerlauf angepasst ist. Kein anderes Säugetier kann so lange Strecken am Stück laufen wie wir Menschen. Wir haben die sehr ausgefeilte Mechanik für unseren aufrechten Gang, die uns das erlaubt, Langstreckenlauf durchzuführen. Noch dazu haben wir Schweißdrüsen und kein Fell mehr und können daher sehr schnell Wärme abführen.

Worin liegt das evolutionär begründet?

Johannes Krause: Das ist in der Forschung umstritten. Eine gängige Hypothese kommt von Daniel Lieberman aus Harvard. Er vermutet die Begründung für diese Anpassung an den Langstreckenlauf in der Hetzjagd, die in Teilen Afrikas bis heute durchgeführt wird. Man hetzt ein Tier schlichtweg zu Tode. In der Savanne, wo man die Möglichkeit hat, es immer wieder aufzuscheuchen, funktioniert das hervorragend. Menschen konnten so beispielsweise einer Antilope über 30 oder 40 Kilometer hinterherlaufen, bis sie totumfiel, weil sie im Gegensatz zum Menschen überhitzt. Diese Anpassungen kommen uns natürlich heute bei sportlicher Betätigung zugute.

Herr Krause, Sie erforschen den Kern unserer menschlichen Existenz, Sie, Herr Rochlitzer, sorgen mit “cyfly” sogar im Silicon Valley für Aufsehen. Mit Sicherheit hätten Sie beide überall auf der Welt Karriere machen können. Warum haben Sie sich für Thüringen als Forschungs- und Entwicklungsstandort entschieden?

Marcus Rochlitzer: Ich habe meine Jugend in Thüringen verbracht und nachdem beruflich in Süddeutschland tätig war, wollte ich zurück und meine Kinder hier großziehen, denn Thüringen bietet in meinen Augen dafür die beste Infrastruktur. Sie und die Nähe zu Wirtschaft und Politik spielen natürlich auch für unsere Gründung eine wichtige Rolle: Wir sind in Mühlhausen sehr schnell mit Stadt und Land in Kontakt gekommen, die uns bei unserem Vorhaben unterstützen. Eine fruchtbare und nachhaltige Verbindung zu Entscheidungsträgern herzustellen ist in den großen Startup-Metropolen mit viel Wettbewerb deutlich schwieriger. Deshalb macht es für uns Sinn, hier zu entwickeln und mit cyfly auch ein Stück Tradition aufleben zu lassen, nämlich die alte thüringische Fahrradmarke Möve unter deren Namen wir produzieren.

Johannes Krause: Für unser Feld ist der Standort Thüringen in vielerlei Hinsicht von Bedeutung, denn Jena spielte in der Evolutionsforschung schon immer eine entscheidende Rolle. Im 19. Jahrhundert war hier beispielsweise Ernst Haeckel aktiv. Er ist Begründer der Stammbaumkunde, die immer noch Grundlage für die evolutionäre Genetik ist. Außerdem haben wir hier eine exzellente Universität sowie mehrere Max-Planck und Helmholtz-Institute. Es bieten sich also zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten, denn eine so große akademische Dichte wie hier findet man an kaum einem anderen Ort in Deutschland. Und nicht zuletzt treibt mich natürlich auch ein geographisches Motiv. Denn was könnte wie für einen Evolutionsforscher wie mich spannender sein, als mitten in Deutschland – und mitten in Europa – zu leben?

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Goethe, Luther, Zeiss und Bauhaus – das sind nur einige Begriffe, die Thüringen bis heute prägen. Zusammen mit einer reichen Naturlandschaft bietet der Freistaat seinen Bewohnern eine einzigartige Lebensqualität. Hier lassen sich Familie und Beruf, Arbeit und Freizeit sowie Kultur und Natur hervorragend miteinander in Einklang bringen. Weitere Geschichten und Interviews mit Persönlichkeiten aus Thüringen finden Sie unter: www.das-ist-thueringen.de

Was bringt Social Media wirklich?

Kaum ein Unternehmen kann heute auf Social Media Aktivitäten verzichten. Doch schnell gerät der wirtschaftliche Nutzen aus dem Blick. Firmen sollten den Erfolg ihrer Aktivitäten systematisch messen und steuern.

Facebook, Twitter, Xing: Soziale Netzwerke werden für Unternehmen immer wichtiger. Viele Firmen wollen so Geschäftsbeziehungen pflegen, neue Kunden gewinnen und Leistungen rascher auf den Markt bringen. Doch nur wenige Unternehmen können den geschäftlichen Nutzen ihrer Social Media Maßnahmen beurteilen, registriert der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC). Firmen sollten ihre Aktivitäten mit ausgewählten Kennzahlen auf ihre Wirksamkeit hin kontrollieren. 

„Voraussetzung für die Messbarkeit von Social Media ist eine klare Zieldefinition“, betont Unternehmensberater Jörgen Erichsen, Fachexperte des BVBC für Social Media Controlling. „Mögliche Ziele sind etwa Imageverbesserung, Neukundenakquise oder Personalgewinnung.“ Je nach Ausrichtung und Medium bieten sich verschiedene operative und strategische Messgrößen an. So können operative Kennzahlen wie Verweildauer, Klickrate oder Abbruchquote die Kaufbereitschaft beleuchten. Strategische Faktoren wie Zahl und Qualität der Verlinkungen, Kommentare oder Weiterleitungen geben Hinweise auf den Bekanntheitsgrad und das Markenimage. „Unternehmen sollten sich auf bis zu fünf Kennzahlen pro Kanal konzentrieren und diese regelmäßig prüfen“, rät BVBC-Fachexperte Erichsen. Neulinge nehmen am besten professionelle Hilfe in Anspruch, um die passenden Kennzahlen auszuwählen und einen Stufenplan mit realistischen Zielvorgaben zu entwickeln.  

Gesamtlösung gibt es nicht

Für die Analyse von Kennzahlen stehen vielfältige Tools bereit. Neben den Controlling-Tools führender Plattformen wie Google, Facebook oder Twitter kommen Spezialanwendungen wie Hootsuite, Gridmaster oder Social Bench in Betracht. Eine umfassende Gesamtlösung gibt es nicht. „Es existieren viele Tools mit ganz unterschiedlichen Einsatzschwerpunkten“, so Erichsen. „Ratsam ist eine gründliche Internetrecherche, welche Lösungen sich für die Erfolgsmessung der speziellen Social Media Aktivitäten am besten eignen.“ Vor dem laufenden Betrieb sollten Unternehmen eine Testphase einplanen, um das Produkt auf seine Praxistauglichkeit hin zu testen. Es ist sinnvoll, im Unternehmen einen festen Ansprechpartner für Social Media zu benennen, der alle erforderlichen Schritte koordiniert.  

Ganz wichtig: Die Auswertungen sind nicht isoliert zu betrachten. Unternehmen sollten die Entwicklung der Social Media Aktivitäten mit den Unternehmensdaten der „realen“ Welt verknüpfen und vergleichen können. Obendrein bietet das Nutzerverhalten in sozialen Netzwerken interessante Ansatzpunkte für die Produktentwicklung und Vermarktung. Denn Nutzer geben durch Anklicken, Bewertungen und Empfehlungen ihre Vorlieben preis.

„Social Media Controlling ist nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für Mittelständler eine interessante Option“, sagt Markus Kessel, Geschäftsführer des BVBC. „Mit vertretbarem Aufwand lassen sich wichtige Kennzahlen gewinnen, um unternehmerische Entscheidungen vorzubereiten und den Einsatz von Marketingbudgets zu optimieren.“ Denn Controlling-Tools können aufschlussreiche Informationen über die Zielgruppen liefern. So läßt sich etwa ermitteln, welche Region, Altersgruppe oder welches Geschlecht ein besonders großes Produktinteresse hat. Firmen können ihre Vermarktungsaktivitäten effektiver gestalten und genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppen ausrichten. „Richtig eingesetzt, wird Social Media Controlling zu einem zentralen Baustein für den Unternehmenserfolg“, betont BVBC-Geschäftsführer Kessel.

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Über den BVBC
Der BVBC ist die zentrale Interessenvertretung der Bilanzbuchhalter und Controller in Deutschland mit derzeit rund 5.000 Mitgliedern (www.bvbc.de). Der Verband diskutiert auf politischer und wirtschaftlicher Ebene neue Perspektiven im Finanz- und Rechnungswesen sowie Controlling und gestaltet diese maßgeblich mit. Der BVBC fordert die Einführung eines Ausbildungsberufs „Kaufmann/Kauffrau für Rechnungswesen, Finanzen und Controlling“ als Unterbau zum Bilanzbuchhalter. Quelle: Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC), www.bvbc.de

Alles Facebook, oder was?

Kolumne von Emil Hofmann

Es ist schier zum Verzweifeln. So wie die Schüler langsam das normale Schreiben und das Denken in Zusammenhängen verlernen, ignorieren immer mehr Gründer die analogen Medien, wenn es um die Frage der Kundengewinnung geht. „Läuft heute alles über Facebook und Instagram“ – so die wörtliche Aussage eines angehenden Betriebswirts im IHK-Seminar. Wirklich? Sind die Follower gleichbedeutend mit wertschöpfenden Kunden oder muss man sie nicht (bestenfalls) als Interessenten sehen? Ist ein schnelles „Like“ gleich der Start in eine Wertschöpfungskette?

Natürlich muss man die „sozialen Medien“ nutzen, gerade wenn sich die anvisierte Zielgruppe hier aufhält. Nur: Damit sind Anzeigen, Flyer oder Präsentationsmappen noch lange nicht out. Und auch der alte, bodenständige Brief verfehlt keinesfalls seine Wirkung, wenn er den Nutzen für den Kunden in den Mittelpunkt stellt. Im Gegensatz zu Facebook & Co. ist der Brief das mit Abstand respektvollste Medium überhaupt. Das vergessen viele Gründer, sie sehen selbst das Telefon als Relikt aus früheren Zeiten, in denen man noch mit dem Interessenten und Kunden gesprochen und sich persönlich ausgetauscht hat. Erschreckend ist auch die Feststellung, dass Gründer viel Geld für eine Website und einen Shop ausgeben und sich keine Gedanken darüber machen, wie diese Seiten gefunden werden. Dann geistern Begriffe wie SEO oder Google Adwords durch die Diskussionen, wobei auch hier wieder die „old economy“ völlig vergessen wird. Kaum einer denkt an die Veröffentlichung eines Fachaufsatzes, der die Leser auf die Homepage führt, geschweige denn an einen Messestand, an dem nicht selten tausende kontaktfördernde Visitenkarten den Besitzer wechseln. Dabei gilt heute mehr denn je der Claim einer österreichischen Bank, bei dem das erste Wort im übertragenen Sinn zu sehen ist: „Reichtum entsteht durch Gespräche mit Menschen“. Und der wahre Reichtum sind nicht die Likes auf dem Smartphone, sondern das, was man stabile Kundenbeziehungen nennt. Das gilt gottseidank auch morgen noch, wie zahlreiche Beispiele eindrucksvoll beweisen.

Checkliste Businessplan

Der Weg zum erfolgreichen Gründer ist mit vielen Hürden gepflastert. Grundbedingung für Verhandlungen mit Banken, Behörden und Investoren sind professionelle Bewerbungsunterlagen. Ein überzeugender Businessplan!

Einige haben Kapital. Aber um den lukrativen Weg zu Marktführerschaft zu gehen, brauchen die meisten zusätzliches Kapital. Dieses Kapital wollen die Gründer von Investoren. Die potentiellen Investoren suchen wiederum gute Ideen. Im Idealfall wird das Unternehmen Marktführer und kann die hohen Renditeerwartungen erfüllen. Weil Investoren wissen, dass zu einem erfolgreichen Startup nicht nur eine gute Idee reicht, prüfen sie stets, ob das Gründerteams ein wachsendes Unternehmen erfolgreich managen kann und ob vorgelegte Geschäftsentwicklung realistisch ist.

Perfekt präsentieren

Der Business-Plan ist also die erste Aufgabe für ein Gründerteam. Die Erstellung verlangt den Gründern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Idee ab. Sie müssen die erfolgsrelevanten Bereiche für andere nachvollziehbar präsentieren und diese prägnant darstellen. Das Ergebnis zeigt den Investoren, ob das Gründerteam allgemein bekannte Anforderungen eines Unternehmenskonzeptes erfüllen kann. Besonders wichtig ist die Qualität der Erstellung, denn Investoren gehen davon aus, dass beim ersten Entwurf kein Zeitdruck besteht. Können die Gründer
sich nicht einmal in stressarmen Zeiten richtig präsentieren, schließen die Investoren auf mangelnde Fähigkeiten im zukünftigen Geschäft. Schreibfehler und andere Nachlässigkeiten lassen ebenfalls nur negative Schlüsse zu. Sind die Investoren von der Unternehmensidee überzeugt, verlangen sie oft Nachbesserungen und testen die zukünftige Zusammenarbeit. In einem dritten Schritt kommt es zu einer Präsentationseinladung.


Im anschließenden Gespräch prüfen die Geldgeber oder ein Gremium mit dem verantwortlichen Investmentmanager, ob „die Chemie zwischen „Investment-Manager” und dem Team stimmt.
Daneben werden vor allem Zahlen und Erwartungen hinterfragt und die Kritikfähigkeit der Gründer auf die Probe gestellt. Danach entscheiden die Vertragspartner über die Zukunft der Zusammenarbeit und verhandeln die Eckpunkte einer Beteiligung. In der Verhandlung erfahren beide Seiten wie kooperativ auf Forderungen eingegangen wird und wie bestimmte Vorstellungen angenommen werden. Dauern die Verhandlungen länger als vier Wochen, verzichten die Investoren oft auf eine weitere Zusammenarbeit. Denn eine schwierige Vertragsverhandlung signalisiert langwierige Entscheidungsfindungen in der Zukunft.

Damit Gründer sich den Investoren richtig präsentieren, stellt „Mittelstand ans Netz” die wichtigsten Punkte eines Business-Planes vor und verweist auf Mustervorgaben im Internet.

Checkliste Businessplan:
(1) Auftaktseite: Auf der ersten Seite sollte das Vorhaben prägnant dargestellt werden und das Interesse des Lesers auf die folgenden Seiten wecken.
(2) Kurze Projektzusammenfassung: Präzise Darstellung des Vorhabens (Innovation, Kundennutzen), Klärung des Marktpotential, Vertriebsvorstellungen, Kompetenzen und Möglichkeiten der Gründer, Gesamtkapitalbedarf.
(3) Ausführliche Projektbeschreibung: Zielgruppenspezifischer Kundennutzen, Vergleich aktueller und zukünftiger Lösungen.
(4) Markt-Analyse: Beschreibung der relevanten Märkte, Abnehmergruppen/ Einsatzgebiete, Wachstumsaussichten, Umsatzerwartungen, Vertriebswege, Konkurrenzanalyse, Innovation- bzw. technologische Erwartungen, mögliche Verdrängungsinnovationen, Schutzfähigkeit der Innovationen und allgemeine Markteintritts- /-austrittsbarrieren.
(5) Marketing-, Vertriebskonzept: Produktphilosophie, Image, Vertriebskanäle, Erklärungsbedarf der Neuerung, Kundendienstanforderungen, Lieferzeiten, Stärken- / Schwächenanalyse.
(6) Finanzplanung: Kapitalbedarfsplanung, Umsatz- und Ergebnisvorausschau, Liquiditätsplanung, Finanzierungsarten von Deckungslücken.
(7) Anhang: Patentschriften, Gutachten, Gesellschaftsdaten/ -verträge, Kooperationsverträge oder -möglichkeiten.

KFW-Gründungsmonitor: Erstmals Anstieg der Gründerzahl

Berlin in Rangliste der Bundesländer auf Platz 1

KfW-Gründungsmonitor: Existenzgründungen steigen 2019 erstmals seit 5 Jahren an – Corona belastet Gründungsjahr 2020

Die Gründungstätigkeit in Deutschland konnte 2019 erstmals seit 5 Jahren wieder anziehen, wie der aktuelle KfW-Gründungsmonitor zeigt. Die Zahl der Existenzgründungen ist auf 605.000 gestiegen (+58.000). Auch die Gründungsplanungen wurden 2019 mehr. Doch ob sich diese Planungen tatsächlich 2020 in Gründungen niederschlagen, ist angesichts der Corona-Krise fraglich.

„Der Ausblick für das Gründungsjahr 2020 war positiv, doch die Corona-Pandemie belastet. Ich erwarte, dass Gründungspläne unter dem Eindruck der aktuell existenzbedrohenden Lage vieler Selbstständiger teilweise verschoben werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. Jedoch werde die Krise auch einen die Gründungstätigkeit antreibenden Effekt haben. „Aufgrund von krisenbedingt zunehmender Erwerbslosigkeit dürfte die Zahl so genannter Notgründungen – also Gründungen, die mangels besserer Erwerbsalternativen erfolgen – steigen.“ Welcher Effekt letztlich überwiegen werde, bleibe abzuwarten.

Plus im Nebenerwerb

Für die steigende Zahl der Gründungen im Jahr 2019 ist ein deutliches Plus bei Nebenerwerbsgründungen ursächlich. Sie legten um 85.000 auf 377.000 zu. Bei den Vollerwerbsgründungen ging es dagegen weiter abwärts auf einen neuen Tiefpunkt von 228.000 (-27.000). Nach vier Jahren mit einer sinkenden Zahl von Existenzgründungen durch Männer ging es hier 2019 mit 390.000 (+59.000) wieder aufwärts. Die Zahl der Gründerinnen stagnierte dagegen und blieb mit 215.000 (-1.000) auf Vorjahresniveau. Der Anteil von Gründungen durch Frauen an allen Gründungen ging somit auf 36 % zurück (2018: 40 %).

Blickt man tiefer in die Struktur der Gründungstätigkeit, so zeigen sich positive Trends: Innovative Gründungen und Wachstumsgründungen legten geringfügig zu (von 11 % auf 13 % aller Gründungen und von 24 % auf 25 %). Eine deutliche Zunahme gibt es bei internetbasierten und digitalen Gründungen (von 25 % auf 32 % und von 22 % auf 28 %). „Der Trend zu mehr innovativen, digitalen und internetbasierten Gründungen ist positiv, denn sie kreieren neue Märkte, treiben den strukturellen Wandel voran und stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.

Berlin ist Spitze

In der Rangliste der Gründungstätigkeit nach Bundesländern bleibt Berlin souverän an der Spitze. Dort haben im Durchschnitt der Jahre 2017 – 2019 von 10.000 Erwerbsfähigen jährlich 198 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen. Brandenburg tauscht mit Hamburg den Platz und liegt erstmals an zweiter Stelle (155 Existenzgründungen pro 10.000 Erwerbsfähigen). Es ist zu vermuten, dass die überdurchschnittliche Gründungstätigkeit in Berlin in dessen Peripherie ausstrahlt, weil Gründerinnen und Gründer ihre Stand- oder Wohnorte beispielsweise kostenbedingt in den „Speckgürtel“ verlagern. Davon profitiert Brandenburg direkt. Hamburg kann mit 122 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige knapp Platz 3 vor Bayern mit 121 Gründungen behaupten.

Zur Datengrundlage:
Der KfW-Gründungsmonitor ist eine repräsentative, seit dem Jahr 2000 jährlich durchgeführte, telefonische Bevölkerungsbefragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Er basiert auf Angaben von 50.000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ansässigen Personen. Gründer werden dabei breit erfasst: Ob im Voll- oder Nebenerwerb, ob Freiberufler oder Gewerbetreibender, ob Neugründung oder Übernahme. Der KfW-Gründungsmonitor liefert damit ein umfassendes Bild der Gründungstätigkeit in Deutschland.

Erfolgreiche digitale NRW-Start-ups: Die Finalisten

Erfolgreiche digitale Start-ups: Die Finalisten für den neuen Landespreis OUT OF THE BOX.NRW stehen fest

Minister Pinkwart: “Wettbewerb ist Anerkennung und Ansporn für alle, die die digitale Entwicklung Nordrhein-Westfalens vorantreiben.” Mit dem im Herbst 2019 neu gestarteten Wettbewerb belohnt das Wirtschaftsministerium digitale Start-ups aus Nordrhein-Westfalen, die „OUT OF THE BOX“ denken und handeln. In der Nominierungsphase wurden mehr als 100 Start-ups aus dem ganzen Land vorgeschlagen. 45 von ihnen haben die Bewerbungskriterien erfüllt und eine Bewerbung eingereicht. Beim anschließenden Online-Voting waren die nominierten Unternehmen aufgerufen, ihre Community zu aktivieren und möglichst viele Stimmen für den Einzug ins große Finale am 2. September 2020 zu sammeln. Parallel bewertete eine Fachjury alle Nominierten. Nun steht das Ergebnis fest: Zwölf Start-ups ziehen in das Finale ein und kämpfen um insgesamt 50.000 Euro Preisgeld.

Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Die Folgen der Corona-Pandemie belastet viele Start-ups: Sie müssen finanzielle Engpässe überbrücken und mit noch nicht etablierten Geschäftsmodellen am Markt bestehen. Ich ziehe den Hut vor den digitalen Start-ups, die sich dieser extremen Herausforderung stellen und kreative wie innovative Antworten auf die Krise finden. Gerade für sie soll der Wettbewerb Anerkennung und zugleich Ansporn sein, auch weiterhin OUT OF THE BOX zu agieren und so die digitale Entwicklung unseres Landes voranzutreiben.“

Bei der Online-Abstimmung über www.outofthebox.nrw hatten rund 6.000 Menschen ihrem Lieblings-Start-up ihre Stimme gegeben. Parallel bewertete eine Fachjury die Nominierten. Von der Qualität der Nominierten waren die Juroren und das Ministerium so überzeugt, dass zusätzlich zwei weitere Finalplätze vergeben wurden. Damit stehen nun folgende zwölf Start-ups im Finale des OOTB:

1. AISportsWatch GmbHEssen
2. baufinovo e.K.      Kaarst
3. bee smart city GmbHMülheim an der Ruhr
4. Ducktrain/DroidDrive GmbHAachen
5. ForkOn GmbHHaltern am See
6. FURTHRresearch GmbH & Co. KGAachen
7. getbaff GmbHDüsseldorf
8. MotionMiners GmbHDortmund
9. Myster GmbHDortmund
10. Planbar GbRBocholt
11. Senseering GmbHKöln
12. ViSenSys GmbHDortmund

Ursprünglich war geplant, das Finale im Rahmen des PIRATE Summit 2020 in Köln stattfinden zu lassen. Aufgrund der Corona-Pandemie finden der finale Entscheid und die Preisverleihung von OUT OF THE BOX.NRW nun in einem überwiegend digitalen Rahmen statt. Die Verleihung des OUT OF THE BOX.NRW ist gleichzeitig der Kick-Off in zwei digitale Wochen rund um das Thema Unternehmertum. Aufgesetzt von der Veranstaltungsagentur PIRATEx wird der Kerngedanke des OOTB weitergetragen und eine Plattform geschaffen, mit der viele Akteure der nordrhein-westfälischen Start-up-Szene zusammenfinden, um in digitalen Formaten voneinander zu lernen, innovative Ideen zu diskutieren und sich untereinander zu vernetzen.

Alle Infos und Termine zum Wettbewerb unter: www.outofthebox.nrw

Über den Wettbewerb

OUT OF THE BOX.NRW ist ein völlig neuer Wettbewerb für Start-ups, die ein digitales Geschäftsmodell verfolgen. Mit insgesamt 50.000 Euro Preisgeld ist der OOTB einer der am höchsten dotierten Start-up-Wettbewerbe in Deutschland. Darüber hinaus verschafft er Startup-Teams die Möglichkeit, sich vor hochkarätigen Investoren zu präsentieren und damit vielfältige neue Kontakte zu knüpfen. Parallel will der Wettbewerb die vielfältige Gründerszene in Nordrhein-Westfalen sichtbar und bekannter machen.

Über den PIRATE Summit

2020 hätte der PIRATE Summit bereits zum 10. Mal stattfinden sollen. Er gilt als außergewöhnlichste Start-up-Konferenz in Deutschland, zu der nicht zuletzt die gewählte Location im Kölner Odonien beiträgt. Die rund 1.000 Teilnehmenden vertreten vor allem Early-Stage-Startups sowie viele hochkarätige Investoren und Corporates. Ziel ist, über Expert Sessions, Masterclasses und Pitches Networking zu fördern, Wissen zu vermitteln und das Unternehmertum zu feiern. In diesem Jahr wird die PIRATE Summit Community erstmalig auf einer digitalen Plattform vereint. Das 10-jährige Event-Jubiläum selbst wird 2021 in der einzigartigen Event-Location “nachgefeiert”.

„The sky is no longer the limit!“

Peter Fricke, Chef des Start-up Ökosystems Deutsche Börse Venture Network, zur aktuellen Lage während und nach der Corona-Krise:“Die Corona Krise ist so umfassend, wie keine Krise vorher. Selbst sehr gut etablierte Start-ups kommen zum Teil an die Grenzen – da geht es diesem Bereich der Wirtschaft nicht anders als anderen Playern in Industrie und Mittelstand. Das, was in den letzten Jahren geschaffen wurde, ist es aber definitiv wert, erhalten zu bleiben. Wir sollten nicht den gleichen Fehler machen, den wir in und nach der Dotcom-Krise begangen haben. Denn da haben wir es verpasst, in Deutschland einen Nährboden für innovative Technologieunternehmen zu schaffen. Nun sind einzelne amerikanische Tech-Giganten mehr wert als der gesamte DAX und US-Start-ups fliegen Nasa-Astronauten ins All. Das sind die Dimensionen, in denen wir denken müssen. Wir müssen das vorhandene Potential jetzt nutzen und fördern – the sky is no longer the limit!“

Das Interview in voller Länge hier.

Ökosystem Start-up

„Chance nutzen, um gestärkt in die Zukunft zu gehen“

Das Deutsche Börse Venture Network wurde 2015 gegründet, um Start-ups besser mit Wachstumskapital zu versorgen. Es erleichtert Unternehmen von der frühen bis zur späten Wachstumsphase Zugang zu Kapital und bietet dazu maßgeschneiderte Services. Im Interview erklärt Peter Fricke, der das Deutsche Börse Venture Network leitet, wie sich das Ökosystem entwickelt hat, wo Start-ups weiterhin Unterstützung brauchen und welche Auswirkungen die Corona-Pandemie hat.

Herr Fricke, das Deutsche Börse Venture Network wurde 2015 in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium gestartet, um die Finanzierung von Wachstumsunternehmen in Deutschland zu stärken. Was hat sich seitdem getan?
Als wir 2015 angetreten sind, eine vorbörsliche Plattform für Wachstumsfinanzierung aufzubauen, war der Standort vor allem durch e-Commerce Unternehmen und erhebliche Finanzierungslücken geprägt. Seitdem hat sich im Ökosystem eine ganze Menge getan. Die Business-Modelle sind komplexer geworden und vor allem in den Bereichen Software/Analytics, Fintech und Mobilität genießt Deutschland internationale Aufmerksamkeit. Auch Kapital ist zunehmend vorhanden, die Venture Capital (VC) Finanzierungen in Deutschland haben sich in den letzten fünf Jahren mit rund 6 Mrd. Euro mehr als verdoppelt, jedoch nicht zuletzt durch ausländische Kapitalgeber. Zudem gab es viele positive Impulse, sowohl von Seiten der Wirtschaft als auch durch die Politik, etwa über die dritte Fondsgeneration des High-Tech Gründerfonds oder die Neugründung der KfW Capital. Insgesamt zeigt sich, dass die Aufmerksamkeit der Politik für die Gründerszene in Deutschland sehr stark gestiegen ist. Schließlich hat das nun viele Jahre andauernde positive Geschäftsklima auch zu vermehrten Exits bei Start-ups geführt. Viele dieser ehemaligen Gründer sind heute wieder als Business Angel oder VC-Investor aktiv – so wird das Geld wieder zurück in den Kreislauf gegeben. Gerade für Gründer in frühen Finanzierungsphasen ist also viel erreicht worden.

Welche Bilanz ziehen Sie nach fünf Jahren Venture Network?
Wir sind 2015 mit knapp 70 Mitgliedern gestartet und seitdem sehr rasant gewachsen. Heute umfasst das Deutsche Börse Venture Network über 200 Start-ups und 400 Investoren, insgesamt also über 600 Mitglieder. Als Plattform für Wachstumsfinanzierung begleiten wir die Unternehmen in unserem Netzwerk während der gesamten Reise ihres Wachstumspfades. Die 200 Wachstumsunternehmen aus unserem Netzwerk sind mittlerweile in über 30 Ländern aktiv und beschäftigen dabei über 25.000 Mitarbeiter. Seit 2015 haben die Unternehmen über 3,6 Mrd. Euro an Kapital aufgenommen. Auf Seite der Investoren ist es uns gelungen, die gesamte Bandbreite der relevanten Investorenklassen abzubilden. So umfasst unser Netzwerk Zugang zu über 400 Investoren aus den Bereichen Venture Capital, Private Equity, Venture Debt, Family Offices und Corporates. Und was mich besonders freut ist, dass bereits sieben Unternehmen aus unserem Venture Network an die Frankfurter Börse gegangen sind und ihren Wachstumspfad über den Kapitalmarkt weiter ausbauen konnten. Mit weiteren sehr vielversprechenden Börsen-Kandidaten sind wir in engem Kontakt. Ein weiterer Meilenstein war, dass wir unser Netzwerk, das ursprünglich auf spätphasige Unternehmen ausgerichtet war, seit 2017 auch für frühphasige Wachstumsunternehmen, ab einem Jahresumsatz von mehr als einer Million Euro, geöffnet haben. Das starke Interesse spiegelt sich dabei auch in unseren Investoren-Roadshows wider, über die wir in den vergangenen Jahren unsere Start-ups mit Investoren zusammengebracht haben – übrigens nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in China.

Was hat sich auf der Investorenseite verändert?
Grundsätzlich kann man sagen, dass gerade die größeren Finanzierungsrunden in Deutschland fast ausschließlich von Investoren aus den USA oder dem asiatischen Raum gestemmt werden, wenngleich auch in Deutschland zunehmend Kapital vorhanden ist. Gerade in den letzten Jahren sind in Deutschland viele neue VC-Fonds hinzugekommen, die primär auf frühphasige Start-ups spezialisiert sind. Auch Co-Investments nehmen zu, d. h. Kapitalsammelstellen, Versicherungen und Family Offices sind verstärkt an direkten Beteiligungen an jungen Technologieunternehmen interessiert, wir merken allerdings, dass im Vergleich zu anderen Investorengruppen hier noch mehr Expertise aufgebaut werden muss. Weiter beobachten wir eine größere Bereitschaft der Investoren, digitale Formate einzusetzen, um neue potenzielle Beteiligungen zu identifizieren, bis hin zur Nutzung von Plattformen für Sekundärtransaktionen, gerade in den USA. Ich gehe davon aus, dass sich diese Tendenzen durch die Corona-Pandemie weiter verstärken werden. Dies sind beides Entwicklungen, die wir als Venture Network eng begleiten.

Stichwort Corona-Pandemie: Welchen Einfluss hat die auf die Wachstumsfinanzierung?
Corona trifft das Start-up-Ökosystem sehr stark. Besonders hart ist die aktuelle Situation natürlich für Start-ups in den Bereichen Travel, Real Estate und Sports/Wellness. Für Unternehmen dieser Branchen ist es besonders schwierig, gerade wenn sie die für 2020 geplante Finanzierungsrunde nicht zurückstellen oder etwa durch eine kleinere interne Runde mit Bestandsinvestoren ersetzen können. Entscheidend sind hier jetzt die nächsten Monate, in denen wir hoffentlich keinen Ausfall von kleinen oder großen Hoffnungsträgern zu beklagen haben. Hier kann die Corona-Matching-Fazilität von KfW Capital und dem europäischen Investitionsfonds EIF einen wichtigen Beitrag leisten. Was wir außerdem sehen: Die Wagniskapitalgeber unterstützen aktuell noch intensiver ihre Portfoliounternehmen und sind in noch engerem Kontakt mit ihren eigenen Geldgebern. Investments in neue Beteiligungen verzögern sich dadurch erheblich oder werden im schlimmsten Fall komplett ausgesetzt. Viele Investoren erwarten daher, dass sich die Zahl neuer Investments im zweiten Quartal um fast die Hälfte reduzieren wird. Dies war eines der zentralen Ergebnisse unserer kürzlich veröffentlichten Befragung, dem VC Investoren-Sentiment. Neue Finanzierungsrunden sind also nicht unmöglich, aktuell aber deutlich härter.

Was raten Sie Start-ups in der aktuellen Situation?
Wichtig ist vor allem, dass die Fundraising-Strategie und der Zeitplan an die aktuelle Situation angepasst werden. Für Gründer ist es essenziell, dass sie die Tragweite der Situation verstehen. Hierzu sollten sie die Auswirkungen auf das eigene Venture, auf VC-Investoren, aber auch auf die Gesellschaft und Wirtschaft reflektieren. Dafür ist der persönliche Kontakt zu Investoren und Multiplikatoren entscheidend. Sie müssen ihre Anpassungen am Business-Plan erklären, das zeigt Investoren, dass sie die Situation verstanden haben und reagieren. Zudem finden Investoren-Pitches zurzeit fast ausschließlich virtuell statt. Dazu haben wir im Venture Network verschiedene Online-Formate gestartet, bei denen es auch darum geht, Start-ups bestmöglich auf diese veränderte Situation vorzubereiten. Außerdem beobachten wir eine erhöhte Nachfrage nach individueller Beratung bei uns im Netzwerk.

Rächt es sich jetzt, dass wir in Deutschland vor lauter Risikoaversion keine ausgeprägte Gründerkultur haben?
Beim Thema Gründerkultur besteht hierzulande definitiv noch Luft nach oben. Das fängt in den Schulen und Universitäten an. Wichtig ist, dass wir heute bereits bei jungen Leuten die richtigen Impulse setzen, damit sie sich mit wichtigen Themen wie Unternehmensgründung und auch der Funktion des Kapitalmarkts auseinandersetzen. Aber wenn es um Risikoaversion geht, sind nicht nur die Gründer wichtig – es braucht selbstverständlich auch mutige und gut ausgebildete Mitarbeiter, die bereit sind, an einer zukunftsweisenden Technologie mitzuarbeiten und auf lukrative und vermeintlich sichere Jobangebote aus dem Banken-, Automobil- und Beratungsbereich zu verzichten. Hier müssen mehr Anreize für junge Leute geschaffen werden, damit sie sich für einen Start bei jungen Technologieunternehmen entscheiden, zum Beispiel über attraktive Mitarbeiterbeteiligungsprogramme. Sie müssen noch stärker an der Entwicklung und am Erfolg teilhaben. Die Vorhaben zur Verbesserung dieser Rahmenbedingungen im jüngst verabschiedeten Konjunktur- und Investitionsprogramm der Bundesregierung ist daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Hier kommt es jetzt auf eine wirkungsvolle Ausgestaltung und Umsetzung an.

Damit lässt sich an der aktuellen Krise doch gut ablesen, wie stabil unser Ökosystem wirklich ist.
Nein, das sehe ich nicht so. Die Corona Krise ist so umfassend, wie keine Krise vorher. Selbst sehr gut etablierte Start-ups kommen zum Teil an die Grenzen – da geht es diesem Bereich der Wirtschaft nicht anders als anderen Playern in Industrie und Mittelstand. Das, was in den letzten Jahren geschaffen wurde, ist es aber definitiv wert, erhalten zu bleiben. Wir sollten nicht den gleichen Fehler machen, den wir in und nach der Dotcom-Krise begangen haben. Denn da haben wir es verpasst, in Deutschland einen Nährboden für innovative Technologieunternehmen zu schaffen. Nun sind einzelne amerikanische Tech-Giganten mehr wert als der gesamte DAX und US-Start-ups fliegen Nasa-Astronauten ins All. Das sind die Dimensionen, in denen wir denken müssen. Wir müssen das vorhandene Potential jetzt nutzen und fördern – the sky is no longer the limit!

Mit dem Deutsche Börse Venture Network leistet die Deutsche Börse einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des Ökosystems für Wachstum in Deutschland. Mit einem speziell entwickelten und auf Gründer und Investoren abgestimmten Angebot aus Investorenveranstaltungen, Trainings und Networking-Events möchte das Wachstumsnetzwerk einen spürbaren Unterschied für die Finanzierungs-situation von jungen, aufstrebenden Unternehmen in Deutschland und Europa erreichen. Mehr Informationen finden sie hier.

KfW-Gründungsmonitor 2020

  • Zahl der Gründungen legt um 58.000 auf 605.000 zu
  • Jede dritte Gründung ist internetbasiert
  • Berlin in Rangliste der Bundesländer auf Platz 1

Die Gründungstätigkeit in Deutschland konnte 2019 erstmals seit 5 Jahren wieder anziehen, wie der aktuelle KfW-Gründungsmonitor 2020 zeigt. Die Zahl der Existenzgründungen ist auf 605.000 gestiegen (+58.000). Auch die Gründungsplanungen wurden 2019 mehr. Doch ob sich diese Planungen tatsächlich 2020 in Gründungen niederschlagen, ist angesichts der Corona-Krise fraglich.

„Der Ausblick für das Gründungsjahr 2020 war positiv, doch die Corona-Pandemie belastet. Ich erwarte, dass Gründungspläne unter dem Eindruck der aktuell existenzbedrohenden Lage vieler Selbstständiger teilweise verschoben werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. Jedoch werde die Krise auch einen die Gründungstätigkeit antreibenden Effekt haben. „Aufgrund von krisenbedingt zunehmender Erwerbslosigkeit dürfte die Zahl sogenannter Notgründungen – also Gründungen, die mangels besserer Erwerbsalternativen erfolgen – steigen.“ Welcher Effekt letztlich überwiegen werde, bleibe abzuwarten.

Für die steigende Zahl der Gründungen im Jahr 2019 ist ein deutliches Plus bei Nebenerwerbsgründungen ursächlich. Sie legten um 85.000 auf 377.000 zu. Bei den Vollerwerbsgründungen ging es dagegen weiter abwärts auf einen neuen Tiefpunkt von 228.000 (-27.000). Nach vier Jahren mit einer sinkenden Zahl von Existenzgründungen durch Männer ging es hier 2019 mit 390.000 (+59.000) wieder aufwärts. Die Zahl der Gründerinnen stagnierte dagegen und blieb mit 215.000 (-1.000) auf Vorjahresniveau. Der Anteil von Gründungen durch Frauen an allen Gründungen ging somit auf 36 % zurück (2018: 40 %).

Blickt man tiefer in die Struktur der Gründungstätigkeit, so zeigen sich positive Trends: Innovative Gründungen und Wachstumsgründungen legten geringfügig zu (von 11 % auf 13 % aller Gründungen und von 24 % auf 25 %). Eine deutliche Zunahme gibt es bei internetbasierten und digitalen Gründungen (von 25 % auf 32 % und von 22 % auf 28 %). „Der Trend zu mehr innovativen, digitalen und internetbasierten Gründungen ist positiv, denn sie kreieren neue Märkte, treiben den strukturellen Wandel voran und stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.

KfW-Gründungsmonitor 2020

In der Rangliste der Gründungstätigkeit nach Bundesländern bleibt Berlin souverän an der Spitze. Dort haben im Durchschnitt der Jahre 2017 – 2019 von 10.000 Erwerbsfähigen jährlich 198 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen. Brandenburg tauscht mit Hamburg den Platz und liegt erstmals an zweiter Stelle (155 Existenzgründungen pro 10.000 Erwerbsfähigen). Es ist zu vermuten, dass die überdurchschnittliche Gründungstätigkeit in Berlin in dessen Peripherie ausstrahlt, weil Gründerinnen und Gründer ihre Stand- oder Wohnorte beispielsweise kostenbedingt in den „Speckgürtel“ verlagern. Davon profitiert Brandenburg direkt. Hamburg kann mit 122 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige knapp Platz 3 vor Bayern mit 121 Gründungen behaupten.

Der KfW-Gründungsmonitor ist abrufbar unter www.kfw.de/gruendungsmonitor

Zur Datengrundlage:
Der KfW-Gründungsmonitor ist eine repräsentative, seit dem Jahr 2000 jährlich durchgeführte, telefonische Bevölkerungsbefragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Er basiert auf Angaben von 50.000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ansässigen Personen. Gründer werden dabei breit erfasst: ob im Voll- oder Nebenerwerb, ob Freiberufler oder Gewerbetreibender, ob Neugründung oder Übernahme. Der KfW-Gründungsmonitor liefert damit ein umfassendes Bild der Gründungstätigkeit in Deutschland.

Kreditstau bei Banken

Eckard Schwarzer, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung und stell­ver­tre­ten­der Vor­stands­vor­sit­zen­der der DATEV eG, redet Tacheles: Nach Verabschiedung des Milliarden-Hilfspakets der Bundesregierung befürchtet der Steuerexperte dramatische Verzögerungen bei der Ausreichung der Kredite und Hilfsmittel: “Das Hausbankprinzip behindert massiv die Bearbeitung der dringend benötigten Mittel für den Mittelstand”, so aktuell der Experte im Morgenmagazin des ZDF. Trotz Bürgschaft der Bürgschaftsbanken und der KfW bis zu 90 Prozent steht die Bearbeitungszeit und die Beurteilung der Bonität durch die Kreditsachbearbeiter der Banken einer rechtzeitigen Ausreichung massiv im Weg. Noch schlimmer: Die Kreditanstalt für Wideraufbau hat angekündigt, erst ab 14. April mit der Bearbeitung der Anträge zu beginnen. Von da an rechnet Schwarzer noch mit bis zu zwei Monaten, bevor das Geld bei den Unternehmen ankommt. Dann ist es für die meisten betroffenen Mittelständler längst zu spät. Schwarzer fordert daher, die Prüfung bereits von den jeweiligen Steuerberatern durch ein Testat massiv zu beschleunigen.

Danach stehen die Unternehmen noch vor der großen Problematik der Tilgung der Kredite. Wer im Handel bereits Ware bestellt hat muss diese auch bezahlen, verfügt jedoch über keinerlei Einnahmen, um die Disposition zu abzuwickeln. Experte Franz Josef Tenhagen von “Finanztipp” fordert daher, “noch zusätzlich die Tilgung der Kredite vorläufig auszusetzen”. Eckhard Schwarzer verweist angesichts der zu erwartenden Misere auf das unkomplizierte Verfahren in der Schweiz, wo Unternehmen ohne große Hürden Kredit bis zu 20 Millionen Euro bekommen können.

Firmen, die wegen der Corona-Krise “wirtschaftlich erheblich beeinträchtigt sind” können Überbrückungskredite im Umfang von maximal 10 Prozent ihres Jahresumsatzes bei ihrer Hausbank beantragen. Das Formular ist auf der Website www.covid19.easygov.swiss verfügbar. Bis zu 500.000 Franken bürgt der Bund voll, er trägt also das ganze Ausfallrisiko. Der Zinssatz beträgt null Prozent.

Davon sind wir hierzulande leider monatelang entfernt, hunderttausende von Anträgen werden erwartet. Eckhard Schwarzer befürchtet das Schlimmste: “In drei Monaten ist für viele Mittelständler und Kleinstunternehmen längst Schluss.”

Insolvenz in der Krise

Wann muss ein Unternehmen Insolvenzantrag stellen? Der Berliner Rechtsanwalt Jörg Franzke

berät ausschließlich zum Insolvenzrecht und schildert die Lage im aktuellen Corona-Krisenfall und wie Sie ihre Zahlungsunfähigkeit erkennen und richtig handeln, zum Beispiel mit einem Schutzschirmverfahren.

Obwohl die Bundesregierung mit Zuschüssen, Krediten und Gesetzesänderungen sämtliche Hebel zur Rettung von Unternehmen in Bewegung setzt, wird es nicht gelingen, alle vor der Insolvenz zu bewahren. Seit 27. März 2020 gilt das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie, das die Insolvenzantragspflicht aussetzt.

Bei vielen Unternehmern stellt sich indessen die Frage, in welchen Fällen dieses neue Gesetz Anwendung findet und wann man tatsächlich insolvenzantragpflichtig ist. Immerhin ist Insolvenzverschleppung kein Kavaliersdelikt und die Verantwortlichen müssen mit hohen Strafen rechnen. Um dies zu vermeiden, hat Jörg Franzke, Rechtsanwalt für Insolvenzrecht, ein Prüfungsschema entwickelt, an dem man ablesen kann, wann Insolvenzantragspflicht besteht und was die Zahlungsunfähigkeit infolge der Coronakrise für Unternehmen bedeutet.

So überwachen Geschäftsführer die Insolvenzantragspflicht:

  1. In der aktuellen Krise müssen Geschäftsführer täglich die Liquidität überwachen und dokumentieren. Insbesondere mit der Dokumentation der finanziellen Situation verfahren Geschäftsführer oft etwas nachlässig, dabei kann sie in der späteren Situation entlasten. Die tägliche Kontrolle entscheidet über das richtige Timing für einen Insolvenzantrag: Wird er zu früh eingereicht, haftet der Geschäftsführer gegenüber den Gesellschaftern für die falsche Entscheidung. Beantragt er die Insolvenz zu spät, haftet er gegenüber dem Insolvenzverwalter wegen Insolvenzverschleppung. Zum eigenen Schutz ist es also wichtig, den richtigen Zeitpunkt genau abzupassen.
  2. BWA und übliche Liquiditätsplanung allein entlasten Geschäftsführung nicht. Die tägliche Überwachung der verfügbaren Liquidität und fälligen Forderungen entscheidet über die Insolvenzreife. Da die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) die meisten Geschäftsführer erst mit zweimonatiger Verspätung erreicht und sie auf die steuerliche Abschöpfung abzielt, eignet sie sich zur Ermittlung der Insolvenzreife nicht. Daher sollte man sein Augenmerk eher auf die Liquiditätsplanung richten.
  3. Geschäftsführung muss täglich einen Finanzstatus aufstellen. Hierbei handelt es sich um eine Momentaufnahme, der folgende Fragen zugrunde liegen: Wie ist der heutige Stand des Unternehmens? Wie viel Geld steht heute zur Verfügung? Welche Rechnungen müssen heute bezahlt werden? Am einfachsten ist es, hierfür eine T-Tabelle anzulegen.

Sind die fälligen Forderungen kleiner als die liquiden Mittel beziehungsweise liegen sie nur geringfügig darüber, ist ein Unternehmen zahlungsfähig und es besteht keine Insolvenzantragspflicht. Liegen indessen die fälligen Forderungen um 10% höher als die liquiden Mittel, besteht ein Verdacht auf Zahlungsunfähigkeit. Lässt sich dann die Deckungslücke langfristig nicht (mehr) schließen, ist ein Unternehmen im Sinne der Insolvenzordnung zahlungsunfähig.

Tritt die Zahlungsunfähigkeit erst nach der Gesetzesänderung ein, gilt es folgende Punkte zu prüfen:

War das Unternehmen am 27.03.2020 noch zahlungsfähig? Anhand des oben genannten Verfahrens muss geprüft werden, ob das Unternehmen am Stichtag liquide war. Kommt man zu dem Ergebnis, dass die Firma bereits vorher zahlungsunfähig war, bleibt einem keine andere Wahl, als einen Schutzschirm zu beantragen, um das Unternehmen zu retten – Kredite und staatliche Liquiditätshilfen kommen hierfür nicht mehr infrage.

Ist die nach dem 27.03.2020 eintretende Insolvenzursache eine Folge der Covid-Pandemie? Ist die Zahlungsunfähigkeit erst danach eingetreten, ist die Insolvenzantragspflicht bis zum 30.09.2020 ausgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt wird die Pandemie grundsätzlich als Insolvenzursache angenommen, sodass der hierfür zu erbringende Nachweis keine Schwierigkeit darstellt.

Alle Unternehmen, die bis zum Stichtag noch nicht zahlungsunfähig waren, müssen keine Insolvenz beantragen und können Liquiditätshilfen und Kredite beantragen. Allen anderen Unternehmen rät Rechtsanwalt Franzke: „Ein Schutzschirmverfahren beziehungsweise eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Auch mit diesem Verfahren lässt sich ein Betrieb noch retten.“

Redaktion im Nirwana

Die klassischen Arbeitswelten befinden sich in einem strukturellen Wandel – weg vom Konferenztisch mit Handouts in Papierform hin zu virtuellen Work Spaces. Die Anforderung: Mehr Mobilität und Transparenz, schnellere Kommunikation und der Wunsch, das Knowhow und den Workforce noch effektiver nutzbar zu machen. GründerMagazin stellt den Aachener „Verlag um die Ecke“ vor.

„Beim Jonglieren unserer Projekte und Tasks müssen wir heute nicht mehr um die Ecke denken – dafür haben wir Taskworld“, bringt Inhaberin und Herausgeberin Birgit Franchy beim „Verlag um die Ecke“ ihre Erfolgsformel auf den Punkt. Seit nunmehr 19 Jahren betreibt Birgit Franchy ihren kleinen Verlag um die Ecke, der unter anderem diverse Familien-Ratgeber und das Aachener Familienmagazin „KingKalli“ im monatlichen Turnus herausgibt. Die Abstimmung mit den bis zu 15 involvierten externen Mitarbeitern und Freelancern forderte den Prozessbeteiligten zwar eine enge Kommunikation, aufwändige Koordination und höhere Dokumentationsanforderungen ab.

Doch der Betrieb und das Arbeitspensum war mit den klassischen Bordmitteln eines regionalen Verlagshauses auch ohne professionelle Redaktions- und Projektmanagement-Systeme noch händelbar. Aber 2016 übernahm die Inhaberin Birgit Franchy mit dem Kultur- und Stadtmagazin „Movie“ dann schließlich ein neues Projekt größeren Umfangs, was auch die Einbindung von 10 neuen Mitarbeitern und eine zuverlässige und effiziente Projekt-Koordination erforderte. „Mir war schon von Beginn an klar, dass sich ein neues Projekt dieser Größenordnung auf Basis der bisherigen Organisationsstrukturen schlicht nicht realisieren lässt“, erläutert Birgit Franchy. Sie sich daher nach einem professionellen Tool um, das die komplexen Abstimmungsprozesse im Projektteam erleichtert und bei allen Projektbeteiligten Transparenz über Projektfortschritte, Verantwortlichkeiten und Fristen schafft.

Schwierigkeiten bei der Arbeitsorganisation

Laut einer aktuellen Unternehmensbefragung der KFW Bankengruppe zur „Digitalisierung im Mittelstand 2017“ haben 33 Prozent der deutschen Unternehmen noch Schwierigkeiten bei der Anpassung der Arbeitsorganisation auf eine stärker digitalisierte Arbeitsweise. Ein Grund: Statt mit einer zentralen Plattform für Task-Management, Team-Kommunikation und Projektmonitoring zu arbeiten, jongliert die Mehrzahl der deutschen Betriebe heute mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Lösungen, um die eigene Arbeitsorganisation zu vereinfachen, wie E-Mail-Client, Projektmanagement-Software, Collaboration-Software, Konferenz-Systeme, Instant Messaging Dienste, ERP-Software oder Office-Tools wie Excel.

Die Qual der Wahl

Auf konkrete Empfehlungen im Bekanntenkreis konnte das Team um Birgit Franchy nicht zurückgreifen. Die Recherche nach geeigneten Lösungen erfolgte daher zunächst in Eigenregie über das Internet. So wurde zunächst eine Projektmanagement-Lösung speziell für die Verlagsbranche auf ihre Eignung hin geprüft, schaffte es jedoch nicht über die Präsentationsphase hinaus in die engere Wahl. Die neue Lösung sollte intuitiv bedienbar sein und einen Zugriff über Webbrowser oder Mobile-App erlauben. Der Vorteil: so dass Projektbeteiligte oder neue Mitarbeiter konnten schnell und ohne lange Einarbeitung mit dem System produktiv arbeiten.

Schließlich testete Birgit Franchy die Projektmanagement-Lösungen Trello und Taskworld, die dem Anforderungsprofil von am nächsten kamen. Die Lösungen sind mit ihren individualisierbaren Projekt-Listen und Task-Boards im Kanban-Stil sehr ähnlich aufgebaut. Entscheidend für Franchy waren aber am Ende diverse Komfort-Funktionen wie die übergeordnete Kalenderansicht, die Möglichkeit, Projekte komfortabel auch über längere Zeiträume anzulegen und etwa wiederkehrende Abläufe per drag&drop auf einfache Weise zu duplizieren. „Die Arbeitsweise ist in Taskworld unterm Strich einfach besser gelöst, was für uns am Ende den Ausschlag gab“, resümiert Birgit Franchy den Entscheidungsprozess.

Arbeitsprozesse komplett durchorganisiert

Seit Ende 2016 bewährt sich die neue Lösung im Tagesgeschäft beim Verlag Um die Ecke.

Auch nach einem Jahr im Praxiseinsatz zeigt sich die Verlagschefin mit der Entscheidung, Taskworld als zentrales Projektmanagement-Tool zur Unterstützung der Arbeitsorganisation zu nutzen. Dokumente, an denen gerade gearbeitet wird, können direkt hochgeladen, mit den Prozessbeteiligten geteilt und mit Tasks, Fristen oder Prioritäten versehen werden. Liegen dann im Ergebnis die bearbeiteten Texte vor, werden diese einfach „rübergeschoben“ in den Korrektur- und später in den Grafik-/Layout-Ordner, wo die jeweiligen Mitarbeiter über entsprechende Workflows in den Prozess mit eingebunden werden. So wird jeder einzelne Arbeitsschritt durchorganisiert, ohne dass etwas vergessen oder übersehen wird, bis jeder einzelne Task des Projektes abgearbeitet ist. „Sämtliche Prozessschritte sind für jeden Prozessbeteiligten dabei jederzeit nachvollziehbar und transparent. Damit können wir den gesamten Hefterstellungsprozess steuern, auch ganz ohne eigenständiges Redaktionssystem“, so Birgit Franchy. Ihr Fazit: „Die smarte Projektsteuerung und Arbeitsorganisation erlaubt uns eine hohe Arbeitsproduktivität, was die Basis dafür bildet, heute das doppelte Arbeitspensum zu leisten und unsere Projekte sehr strukturiert zu realisieren.“

Info-Kasten

Warum sollten Abteilungen und Arbeitsgruppen heute zu virtuellen Teams werden? Der Vorteil der Virtualisierung von Tätigkeiten – nicht nur außerhalb fester Arbeitsstrukturen – liegt vor allem in der Fähigkeit, für jeden Prozessbeteiligten „gläserne“ Prozesse zu schaffen sowie Planungs- und Steuerungsmechanismen besser handhabbar zu machen. Aufgaben und Meilensteine lassen sich per Mausklick erstellen, beliebigen Mitarbeiter zuweisen, mit Fristen versehen oder mit Dokumenten verknüpfen, so dass jeder Prozessbeteiligte weiß, wer was wann zu tun hat. Fällt ein Mitarbeiter krankheitsbedingt aus, wird die Aufgabe per Drag+Drop einfach einem anderen Mitarbeiter zugeordnet. Aufgaben geraten nicht wie so häufig in der Email-Flut in Vergessenheit und Mitarbeiter können ihre Tasks jederzeit über Priorisierungen, Rückmeldungen oder Delegierungen organisieren, so dass „Arbeits-Peaks“ oder Fristüberschreitungen wirksam vermieden werden.

Taskworld wurde im Jahr 2012 in New York, USA, von Serial-Entrepreneur Fred Mouawad gegründet und ist eine Cloud-basierte Task- und Projektmanagement-Software, die von Tausenden von Solo-Nutzern, Teams und Firmen in mehr als 80 Ländern genutzt wird. Taskworld kombiniert visuelles Task-Management, Team-Kommunikation sowie Projektmanagement in einer vollständig integrierten, leistungsstarken Web- und Mobile-App. Unter dem Dach der Taskworld Deutschland GmbH in Berlin bündelt das Unternehmen die Bereiche Support, Partnerbetreuung, Beratung und Vertrieb für das gesamte Europa-Geschäft.

Smartes Food-Start-up

Mit Mahlzeiten in Getränkeform will das Münchener Food-Start-up YFood im Food-Markt punkten. Ein französischer Investor steigt jetzt mit großen Ambitionen ein. Doch das Geschäft im Regal ist hart umkämpft.

Wieder mal zu oft den Snooze-Button gedrückt und ohne Frühstück aus dem Haus gestürzt? Mit knurrendem Magen von Termin zu Termin gehetzt oder stundenlang ohne Pause an den Schreibtisch gefesselt? Das ging YFood-Gründerteam Noël Bollmann (25) und Benjamin Kremer (28) gehörig auf den Nerv. Statt ausgewogener Ernährung gehören Döner, Schokoriegel und Co. zu den besten Freunden vieler Hipster.

Leider auch den YFood-Gründern. „Vor YFood waren wir in der Finanzindustrie tätig und einem sehr stressigen Arbeitsalltag ausgesetzt. Ungesundes Fast Food stand bei uns an der Tagesordnung“, so die Food-Start-ups. Als nach einiger Zeit ihre Gesundheit darunter zu leiden begann beschlossen sie nach Lösungen zu suchen. „Wir wollten uns einfach nicht damit abfinden, dass schnelles Essen immer ungesund sein muss. Wir kündigten beide unsere Jobs und widmeten uns unserem neuen Projekt mit voller Leidenschaft.“ Gemeinsam mit führenden Lebensmitteltechnologen entwickelten sie monatelang ein Getränk, das Abhilfe schaffen sollte: Eine vollwertige, ausgewogene Mahlzeit in Getränkeform, die den Hunger ohne Mittagstief stillt und den Körper mit konstanter Energie versorgt: YFood war geboren.

Food-Start-up auf der Überholspur

Jetzt erhalten die beiden Gründer Benjamin Kremer und Noel Bollmann schon einmal Unterstützung von Investoren. 4,2 Millionen Euro fließen von Risikokapitalgebern. Angeführt wird die Runde von dem französischen Investor Five Seasons Ventures und der amerikanische Kapitalgeber New Ground Ventures. Der hatte vor einem Jahr einen Fonds über 60 Millionen Euro geschlossen, mit dem gezielt in junge europäische Lebensmittel-Start-ups investiert werden soll.

Unter anderem Nestlé hatte dabei Geld eingezahlt. Inzwischen gibt es YFood seit einem knappen Jahr und wir zählen zufriedene Kunden in über 25 Ländern Europas. Vom gestressten Außendienstler, über den OP-Arzt, bis hin zum Investment-Banker – alle vereint durch den Wunsch nach einer gesunden, erschwinglichen Ernährung an hektischen Tagen. „Um YFood so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen, sind wir mittlerweile ebenfalls im stationären Handel verfügbar. In Deutschland und Österreich schmücken wir die Regale von Rewe, Kaufland, Globus, tegut.., HIT und Müller“, berichtet das Duo stolz. In Zukunft wollen sie weiter ihre Produktpalette ausbauen und damit die Food-Branche grundlegend umkrempeln. Ob Banane, Apfel-Zimt oder eine Beerenmischung: Mit einem halben Liter Flüssigkeit will das Start-up YFood den Hunger für drei bis fünf Stunden stillen. Mit diesem Konzept konkurriert das Münchener Unternehmen mit jungen und etablierten Wettbewerbern um die Gunst von gestressten Berufstätigen – und um wertvolle Regalmeter in Supermärkten.

yfood Produkt

Riegel und Pulver

Mit dem ehrgeizigen Partner an der Seite will YFood nun in den Heimatmärkten punkten und zudem international wachsen. Für eine erste Orientierung war dabei die Teilnahme am US-Programm des German Accelerators hilfreich. Zudem sollen neben den Getränken auch Riegel und Pulver zur Produktpalette kommen. Damit erweitert YFood sein Geschäft, trifft allerdings auch dort auf große Konkurrenz, insbesondere von Anbietern für Fitness-Ernährung. Das Team soll im Laufe des Jahres von aktuell 35 auf über 60 Mitarbeiter anwachsen. Man sei begeistert von dem Engagement der Gründer auf dem „großen, aber unerschlossenen deutschsprachigen Markt“, heißt es vonseiten des französischen Risikokapitalgebers. Gegründet wurde YFood vor zwei Jahren – heute ist man nach eigenen Angaben bereits in 6000 Supermärkten und Drogerien vertreten. Laut Five Seasons Ventures wurden bereits zwei Millionen Drinks verkauft.

Neues Flugtaxi am Himmel

Das bayerische Start-up Lilium will einen Flugtaxiservice per App anbieten. Der vollelektrische Lilium Jet hat jetzt seinen Erstflug absolviert. Nun sollen weitere Testflüge stattfinden. Die Gründer-Crew plant, schon ab 2025 in mindestens zwei Städten einen kommerziellen Flugtaxibetrieb anzubieten. Gründermagazin hat exklusiv hinter die Lilium-Kulissen geschaut.

Wir haben einen riesigen Schritt für die Realisierung einer individuellen urbanen Flugmobilität“, so Lilium-Firmengründer Daniel Wiegand in weniger als zwei Jahren sei es gelungen, „ein Luftfahrzeug zu entwerfen, zu bauen und erfolgreich zu fliegen, dass uns nun als Grundlage für die geplante Massenproduktion dienen wird“. Tendenziell sei das Flugzeug „günstiger als ein Hubschrauber, weil fast keine Mechanik drinsteckt und es nur ein Zehntel der Energie verbraucht“.

Der Lilium Jet ist eines von nahezu unüberschaubar vielen Projekten im Bereich der Elektroflugzeuge. Die Unternehmensberatung Roland Berger schätzt, dass Firmen seit 2009 die Entwicklung von etwa 100 solcher Maschinen weltweit angekündigt haben. Alleine 2017 sind demnach etwa 40 neue Vorhaben hinzugekommen. Lilium jedoch glaubt, einen Entwurf gefunden zu haben, der den anderen technisch überlegen ist und das Einsatzgebiet dramatisch erweitert: Der Lilium Jet soll innerhalb von Großstädten, aber auch für Regionalflüge eingesetzt werden. Das erst 2015 gegründete Unternehmen beschäftigt derzeit rund 300 Mitarbeiter. Wiegand kündigte an, vier Fabriken und einige Hundert Stellen in Deutschland aufzubauen.

Der chinesische IT-Konzern Tencent und andere Investoren wie die Investmentgesellschaften Atomico von Skype-Gründer Niklas Zennström und Freigeist Capital des Investors Frank Thelen haben Lilium bereits mehr als 100 Millionen US-Dollar (aktuell 89,3 Mio. Euro) zur Verfügung gestellt. „Ein Börsengang wäre ein interessanter Weg für uns, aber heute ist das noch überhaupt kein Thema“, sagte Wiegand. Zwar seien weitere Finanzierungsrunden nötig, das Geld reiche nicht bis 2025, aber das sei kein Problem, denn „unsere Investoren sind begeistert, es kommen auch neue dazu“.

Auch andere Unternehmen arbeiten an ähnlichen Flugzeugen. Das Karlsruher Start-up Volocopter hat beispielsweise schon seit 2016 die deutsche Verkehrszulassung für ein zweisitziges elektrisches Flugtaxi. Anfang Mai hat der elektrische City- Airbus des Flugzeugbauers Airbus seinen Erstflug geschafft, auch der US-Konkurrent Boeing arbeitet an einem autonomen

Preise wie mit einem Taxi

Das Flugzeug mit 36 elektrischen Jet-motoren in den Tragflächen sei leise und„wird mit 300 Stunden kilometern eine Stunde lang fliegen können“, sagte Wiegand über den fünfsitzigen Lilium Jet. „Tendenziell ist das Lilium-Flugzeug günstiger als ein Hubschrauber, weil fast keine Mechanik drinsteckt und es nur ein Zehntel der Energie von 2.000 PS verbraucht.“ Mit 300 Stundenkilometern könne man eine Stunde lang fliegen. Passagiere sollen über eine App den nächstgelegenen Landeplatz finden und die Reise planen können. Damit sei der Lilium Jet „sehr effizient“, der Energieverbrauch entspreche dem eines Elektroautos über die gleiche Strecke. So könne man nicht nur Vororte an Stadtzentren und Flughäfen an Hauptbahnhöfe anbinden, sondern auch bezahlbare Hochgeschwindigkeitsverbindungen über ganze Regionen hinweg bereitstellen.

In Fachartikeln wurde allerdings schon wiederholt in Frage gestellt, ob die angestrebten Zielparameter des Lilium Jets mit heutiger oder in naher Zukunft erreichbarer Batterietechnologie technisch realisierbar sind: Der Journalist Eric Adams vertrat 2016 in einem Artikel des Magazins Wired den Standpunkt, dass entweder nur eine deutlich geringere Reichweite möglich ist, oder wesentlich schwerere Batterien nötig seien. Im August 2018 erschien im selben Magazin ein Artikel, der vorrechnete, dass unter den gegebenen Randbedingungen nur wenige Minuten Nettoflugzeit verfügbar wären. Laut

Wikipedia bezeichnete im US-Magazin The Drive im Oktober 2018 der Journalist Eric Adams das Konzept als „weit jenseits der Möglichkeiten, die über 100 Firmen bei ihren Versuchen, ein Elektroflugzeug zu entwickeln, bisher erreicht hätten.“Bei den Testflügen wird der Prototyp ferngesteuert, im Betrieb soll er zunächst von Piloten geflogen werden. „Das vereinfacht die Lizenzen und Zulassungen“, sagte Wiegand. „In zehn Jahren vielleicht soll es aber auch autonom fliegen können.“ Von Audi sei der ehemalige Leiter des autonomen Fahrens zu Lilium gewechselt. Zusätzlich gab Lilium auch die Einstellung von drei neuen Führungskräften, darunter Carlos Morgado, ehemaliger Chief Technology Officer (CTO) von Just Eat, Anja Maassen van den Brink als Chief People Officer und Luca Benassi als Chief Development Engineer verpflichtet. Benassi verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Luft- und Raumfahrtbranche. Zuletzt war er nach Tätigkeiten bei der NASA und Boeing als Senior Expert und Head of Acoustics and Vibration bei Airbus tätig.Das Unternehmen will alle Maschinen selbst betreiben. „Dass wir das Flugzeug an reiche Privatleute oder Firmen verkaufen, schließe ich aus“, sagte Wiegand. Ziel sei, dass viele Bürger Flüge „für Preise wie mit einem Taxi“ buchen. Indes: Trotz Brexit wollen die Münchener ihre Software-Engineering-Basis tatsächlich in London aufbauen. Vielleicht sollte das Lilium-Team darüber nochmals ein Brainstorming veranstalten.

Lilium-Firmengruender Daniel Wiegand
Lilium-Firmengruender Daniel Wiegand

Zulassung und Reichweite

2024 will lilium die zulassung der Flugsicherheitsbehörden bekommen. doch bis dahin ist es noch ein langer weg. Für die erste Version mit piloten sind keine aufwändigen Regeländerungen nötig, es gelten im wesentlichen die Gesetze für Hubschrauber und Flugzeuge. das vollautonome Fliegen ist hingegen noch wirkliche zukunftsmusik, zu viele Fragen rund um Flugsicherung sind ungeklärt. Vorerst steht aber sowieso etwas anderes im Vordergrund: emissionsfreies Fliegen. „das Flugzeug ist hinsichtlich der Anteile am Gesamtgewicht quasi eine fliegende Batterie“, verrät Gründer wiegand. die zellen stammen von lieferanten, aber der Batteriepack ist eine interne Entwicklung. „Er ist extrem leicht und hat viele zellen. das ermöglicht uns große Reichweiten“, sagt er.

Die Batterie an Bord hat eine Leistung von mehr als einem megawatt, Genaueres will wiegand aber nicht verraten. Sie soll groß genug sein für sieben bis acht kurze Flüge innerhalb einer Großstadt, vier bis fünf minuten ladezeit seien dann für 60 bis 70 Kilometer zusätzliche Reichweite nötig. „in der praxis wird es keine wartezeiten wegen des Aufladens geben und auch keine Batteriewechsel“, so Wiegand.

Das Recht der Limited



  1. 1. Gründungsverfahren

    Sicherlich haben auch Sie schon von der Möglichkeit gehört, eine “Limited” in Großbritannien zu gründen, um mit dieser Auslandsgesellschaft dann in Deutschland tätig zu sein, ohne womöglich in Großbritannien eine gewerbliche Tätigkeit auszuüben beziehungsweise ausgeübt zu haben. Vor allem im Internet sind zahlreiche Anbieter zu finden, die die Gründung einer “Limited” gegen Entgelt vermitteln und übernehmen. Die Preise reichen von 180 bis 700 Euro, nicht eingeschlossen Aufpreise für so genannte “Blitzgründungen” innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt wird die britische “Limited” als günstige Alternative zur deutschen GmbH gehandelt. Oft wird dabei aber übersehen, dass die Gründung einer “Limited” auch Pflichten mit sich bringt und nicht unerhebliche Folgekosten entstehen.

    Was verbirgt sich hinter einer Limited? Mit “Limited” oder “Ltd.” ist die so genannte Private Company Limited by Shares gemeint, die der GmbH ähnlich und wie diese eine Kapitalgesellschaft ist. Trotzdem darf das Wort Limited bei der Firmierung nicht mit dem Begriff „GmbH“ ins Deutsche übersetzt werden, damit die gravierenden Unterschiede zwischen beiden Rechtsformen nicht zu verwischen. Die Gründungsdauer beträgt circa ein bis zwei Wochen, und der Gang zum Notar ist nicht erforderlich. Der Name der Gesellschaft kann grundsätzlich frei gewählt werden, er muss aber das Wort “limited” einschließen. Ein gesetzlich vorgeschriebenes Mindest- oder Höchstkapital gibt es nicht. Hinsichtlich des Kapitals der “Limited” wird zwischen dem Nominalkapital und dem einbezahlten Kapital unterschieden. Das einbezahlte Kapital bezieht sich auf die Anteile (= shares), die tatsächlich an die Gesellschafter ausgegeben wurden, und die dafür erbrachte Einlage. Die Einlage kann nicht nur durch Barzahlung, sondern auch durch Dienstleistungen und Warenlieferungen erbracht werden. Die Höhe des gesamten Kapitals ist durch Satzung frei bestimmbar. Für die Haftung der Gesellschafter kommt es aber nur auf die Höhe der jeweils erbrachten Einlage an. Deren Haftung ist also auf die Höhe der übernommenen Anteile beschränkt. Eine Nachschusspflicht besteht nicht. Für die Haftung ist das Nominalkapital dagegen nicht maßgebend. Es besteht außerdem keine Verpflichtung, die Anteile in der vollen Höhe des Nominalkapitals auszustellen. Diese Vorteile bei der Gründung einer Limited sollten aber nicht die zahlreiche Pflichten und Kosten außer acht lassen, die im weiteren Verlauf des Lebens der Gesellschaft schon nach englischem Recht entstehen.

    2. Pflichten einer Limited nach englischem Recht

    Eine “Limited” muss zumindest einen “Director” (Vorstand/Geschäftsführer) und außerdem einen “Company Secretary” (Schriftführer der Gesellschaft) bestellen. Zudem sind die meisten “Limiteds” verpflichtet, “Auditors” (Wirtschaftsprüfer) zur Überprüfung der einzureichenden Bilanzen zu bestellen. Wenig bekannt ist hier, dass das britische Gesellschaftsregister bei Verstößen gegen Veröffentlichungspflichten streng vorgeht. Jährlich müssen die “Limiteds” den Bericht der Direktoren, eine Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung und ein Testat des Abschlussprüfers einreichen. Wenn beispielsweise Jahresabschlüsse nicht fristgerecht eingereicht werden, können Bußgelder bis zu 1.000 engl. Pfund verhängt werden. Wird auf die Mahnungen des Gesellschaftsregisters nicht reagiert wird, kann die “Limited” zwangsweise aus dem Register gelöscht werden. Das vorhandene Vermögen geht in dem Fall an die britische Krone über. Das betrifft auch Briefkastenfirmen, die ausschließlich in Deutschland tätig sind.

    Weiter stellt sich bei einem Auseinanderfallen von Gründungssitz und Ort des Geschäftsbetriebes immer wieder die Frage, wie die rechtlichen Verhältnisse im jeweiligen Fall tatsächlich sind. Dies gilt insbesondere für die Haftungsbeschränkung. So ist es keinesfalls sicher, dass die deutschen Gerichte eine persönliche Haftungsbeschränkung des Gesellschafters und/oder Geschäftsführers anerkennen, wenn eine Unterkapitalisierung vorliegt. In diesem Bereich ist vieles streitig.

    Die persönliche Haftung des Direktors kann sich aus der Verletzung der gesetzlichen Pflichten oder Sorgfaltspflichten ergeben. Sofern ein Direktor im Vertrag nicht eindeutig klarstellt, dass er als Vertreter der Limited handelt, kann es zu seiner persönlichen Haftung kommen. Schwerwiegendes Fehlverhalten im Zusammenhang mit der Insolvenz eines Unternehmens kann die Haftung des Direktors unter misfeasance, wrongful trading oder fraudulent trading nach sich ziehen. Die persönliche Haftung des Direktors kann sich auch auf die Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen oder Umsatzsteuer erstrecken, sofern betrügerische Vereitelung der Zahlungspflichten im Spiel ist. Es bleiben somit erhebliche Rechtsunsicherheiten. Der teilweise hoch gelobte Vorteil – kein Mindestkapital bereitstellen zu müssen – kann sich damit eher als Nachteil erweisen.

    Nicht zu unterschätzen ist deshalb auch im Vergleich zur GmbH das eher negativere Image der Limited bei potentiellen Geschäftspartnern. Der Geschäftspartner oder Gläubiger einer ausländischen Gesellschaft wie der “Limited” wird sich im Zweifel genau über deren Kreditwürdigkeit informieren.

    Im Ergebnis zeigt sich, dass ein ungeprüftes Hinwenden zu ausländischen Rechtsformen, etwa der englischen Limited, nicht empfohlen werden kann. Eine solche Entscheidung sollte nur nach Durchführung einer Beratung über die rechtlichen Besonderheiten der Limited sowie über das jeweilige Rechtssystem des anderen Mitgliedstaates, dem die Gesellschaft während ihres Bestehens unterliegt, getroffen werden.
  2. IV. Notwendige Anlagen der Handelsregisteranmeldung

    Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung aus einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union (zum Beispiel eine englische private limited company), die in Deutschland eine Zweigniederlassung errichten will, hat dem Registergericht folgende Unterlagen vorzulegen:

    • einen Nachweis über das Bestehen der ausländischen Gesellschaft, zum Beispiel durch einen Auszug aus dem ausländischen Handelsregister oder eine Gründungsurkunde (§ 13 e Abs. 2 Satz 2 HS 1 HGB),
    • einen Nachweis der Genehmigung, wenn der Gegenstand des Unternehmens oder die Zulassung zum Gewerbebetrieb im Inland der staatlichen Genehmigung bedarf (§13 e Abs. 2 Satz 2 HS 2 HGB),
    • die Satzung der Gesellschaft in öffentlich beglaubigter Abschrift (§ 13 g Abs. 2 Satz 1 HGB) ,
    • eine Legitimation der Geschäftsführer der Gesellschaft, zum Beispiel einen Gesellschafterbeschluss oder einen sonstigen Bestellungsakt, sofern die Bestellung nicht bereits im Gesellschaftsvertrag enthalten ist (§ 13 g Abs. 2 Satz 2 i.V.m. § 8 Abs. 1 Nr. 2 GmbHG).

Erfolgreich mit Schülerhilfe

Schülerhilfe-Partnerin Katharina Wind realisiert in kürzester Zeit ihre erfolgreiche Selbständigkeit im System. Franchising.mag hat sie getroffen.

Eine der erfolgreichsten jungen Partner/innen des Franchise-Systems Schülerhilfe ist derzeit Katharina Wind (30) aus Troisdorf, am Rande des Siebengebirges zwischen den Metropolen Köln und Bonn gelegen. Sie entschied sich 2016 für das Franchise-System Schülerhilfe, um als selbstständige Unternehmerin ein attraktives Einkommen zu erzielen und gleichzeitig einen sinnstiftenden gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Denn wie sie recherchierte, gehört der Nachhilfesektor zu einem Markt, der ein enormes Wachstumspotenzial bietet. Schon jeder vierte Schüler in Deutschland und Österreich erhält mittlerweile Nachhilfe, und die Nachfrage nach qualifizierter Bildung und effizienter Nachhilfe steigt.

„Viele Kinder kommen im Unterricht nicht mit oder ihnen fehlt die richtige Anleitung, besonders in Mathematik“, berichtet Wind aus der Praxis. Gute Voraussetzungen also, um gemeinsam mit über 350 Partnern an über 1.000 Standorten in Deutschland den Erfolg im System zu suchen. Denn die Marke „Schülerhilfe“ ist mit einem Bekanntheitsgrad von über 90 Prozent eines der führenden Systeme im Nachhilfesektor. Zudem verspricht das Unternehmen, dass engagierte Partner bereits im dritten Geschäftsjahr einen Ertrag von über 100.000 Euro erzielen können.

Mit aktuell schon zwei Standorten in Rösrath und Bonn-Duisdorf freut sich Wind heute über ihren Entschluss, den Schritt in die Selbständigkeit gewagt zu haben. Die Troisdorferin studierte nach ihrem Abitur in Bonn Psychologie, erlangte 2014 ihren Abschluss als Master of Science im besagten Fach und arbeitete danach zunächst als Projektleiterin für Berufswahlorientierung an Schulen im Rhein-Erft-Kreis. Nach Auslauf dieser befristeten Stelle bewarb sie sich anschließend auf verschiedene Job-Angebote, unter anderem auch beim Lebensmitteldiscounter Aldi. Letztendlich kam aber der Wunsch nach der Selbstständigkeit, den Wind schon zu Studienzeiten hegte, wieder auf und so suchte sie nach Alternativen.

Eher zufällig stieß die Troisdorferin im Internet auf den Bereich „Franchise“ und als eines der erfolgreichsten Franchise-Unternehmen auf die Schülerhilfe. Durch ihre bereits gesammelte Erfahrung im pädagogischen Bereich schloss sie diese Möglichkeit nicht aus und kontaktierte die die Schülerhilfe zwecks erster Infos. „Und dann ging alles ziemlich schnell“, kommentiert Wind. Der unkomplizierte Kontakt zur Zentrale des Gelsenkirchener Franchise-Unternehmens gab schnell den Weg frei, eine passende Location in Rösrath stand schon leer und war sofort verfügbar, was letztendlich die Hauptgründe für ihre damalige Entscheidung waren.

Nun galt es natürlich noch ein paar Hürden im Gründungsgeschehen zu nehmen, die mit Unterstützung aus Gelsenkirchen und durch besonderen, persönlichen Einsatz jedoch problemlos überwunden werden konnten. Denn: „Selbst die beste Planung kann nicht alle Eventualitäten vorhersagen. Daher war es mir wichtig, auf den reichen Erfahrungsschatz eines etablierten Systems zurückgreifen zu können.“ Durch ihr Studium waren ihr einige betriebswirtschaftliche Zusammenhänge bereits klar. Winds Expertise in Sachen Kalkulieren und Programmieren machten sich hier außerdem extrem bezahlt: In kürzester Zeit erstellte sie mit den Unterlagen der Schülerhilfe-Zentrale selbständig einen tauglichen Businessplan zur Vorlage bei der Bank und sparte sich so den Finanzierungsberater. Die örtliche Wirtschaftsförderung und die Kreissparkasse, wo die zuständige Beraterin bereits zuvor schon einmal ein Projekt „Schülerhilfe“ finanziert hatte, waren schnell überzeugt.

Das Unternehmerschicksal nahm jetzt seinen Lauf. „Das war schon ein bisschen verrückt“, erinnert sich Wind heute, die so immerhin ein Investment von fast 60.000 Euro gestemmt hatte. Ab der Finanzierungszusage wurden dann mit Unterstützung der Familie die Räumlichkeiten in Eigenleistung innerhalb von sechs Wochen umgebaut, renoviert und eingerichtet. Kaum ein halbes Jahr dauerte also insgesamt die Vorbereitung von erster Kontaktaufnahme bis zur Eröffnung, die am 1. Oktober 2016 stattfand. Seitdem haben Katharina Wind und ihr Team in Rösrath schon einigen Schülerinnen und Schülern wieder zu schulischem Erfolg verholfen. Zu Spitzenzeiten waren bereits im dritten Geschäftsjahr über 100 Schüler/innen zum Unterricht angemeldet. „Da geht noch ein bisschen was“, ist sich Wind sicher.

Nachdem Rösrath gut angelaufen war, sei es der jungen Unternehmerin „fast ein wenig langweilig“ geworden. Anfang des Jahres ergab sich dann die Gelegenheit, einen zweiten Standort von einer langjährigen Franchise-Partnerin zu übernehmen. Eine gute Gelegenheit, befand sich der Standort doch im beliebten Bonner Stadtgebiet. Auch hier standen umfangreiche Renovierungsarbeiten und die Erstellung eines Businessplans auf der Agenda, doch konnte Wind ja nun bereits auf Erfahrung zurückgreifen. Seit Juli 2019 leitet sie nun ihren zweiten Schülerhilfe-Standort in Bonn-Duisdorf. „Die Schülerhilfe war für mich die Gelegenheit, in kürzester Zeit sehr erfolgreich zu sein. In keinem anderen Job in meinem ursprünglichen Bereich hätte ich mich derart selbst verwirklichen können.“

Katharina Wind hat es geschafft, auch entgegen einiger Skeptiker aus ihrem Umfeld, mit ihrem Engagement zwei erfolgreiche Unternehmensstandorte zu gründen. Allen, an der Selbstständigkeit Interessierten, rät sie, sich stets treu zu bleiben und „unbedingt aufs Bauchgefühl zu hören“! Sollte es keine unvorhergesehene Katastrophe geben, so schließt sie einen dritten Standort in den nächsten Jahren nicht aus.

Gründerpreis NRW 2019: Internet der Dinge

Insgesamt 60.000 Euro Preisgeld erhalten PHYSEC, Ch. Batsch und StoneTec.

Zum achten Mal haben das Wirtschafts- und Digitalministerium und die NRW.BANK den mit insgesamt 60.000 Euro dotierten GRÜNDERPREIS NRW 2019 für besonders innovative und kreative Geschäftsideen vergeben. Die drei Sieger: Die Kryptographie-Experten PHYSEC aus Bochum setzen sich gegen starke Konkurrenz durch. Ch.Batsch Verfahrenstechnik aus Meckenheim belegt den zweiten Platz, der Fliesenlegebetrieb StoneTec aus Bocholt wird Dritter.

Die PHYSEC-Gründer Dr. Heiko Koepke und Dr. Christian Zenger können sich über ein Preisgeld von 30.000 Euro freuen. Die IT-Experten entwickeln sichere Lösungen im Internet der Dinge (eng. Internet of Things, IoT) und bieten unter anderem eine Security-Plattform an. Eine echte Erfolgsgeschichte: 2016 gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute bereits mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben dem starken Wachstum hat die Jury vor allem beeindruckt, dass auch Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen ihre Fähigkeiten in das multikulturelle Team einbringen. Die Frage erhebt sich allerdings, was in diesem Zusammenhang Multikulti und Inklusion in der Bewertung zu suchen hat.

Platz zwei und 20.000 Euro Preisgeld sichert sich die Ch.Batsch Verfahrenstechnik aus Meckenheim. Das Unternehmen um Gründerin Christine Batsch ist spezialisiert auf den Bau und die Entwicklung von Destillationsanlagen für Lösungsmittel. Außerdem werden Reinigungsanlagen für die metallverarbeitende Industrie gefertigt. Diese verbrauchen deutlich weniger Energie als viele vergleichbare Anlagen am Markt und helfen dabei, Ressourcen zu schonen.

StoneTec aus Bocholt, landete auf Platz drei. Der Fliesenlegebetrieb aus dem Münsterland nutzt Virtual-Reality-Technologie bei der Projektplanung mit seinen Kunden. Gleichzeitig gehen die Gründer Tim Dunkerbeck und Peter Hagdorn neue Wege, was die Bezahlung und Ausstattung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrifft. Mit Geld- und Sachspenden unterstützt die Firma außerdem örtliche Sportvereine und eine Musikschule. Damit ist StoneTec ein hervorragendes Beispiel dafür, wie modernes Handwerk heute in Nordrhein-Westfalen aussehen kann.

„Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen stehen wir Unternehmensgründern mit Beratung und Förderung zur Seite. Und wir geben ihnen mit dem GRÜNDERPREIS NRW eine Bühne, um ihre guten Ideen zu präsentieren“, erklärt Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK. „Stonetec zeigt, wie man durch Digitalisierung und moderne Unternehmensführung eine traditionelle Branche wie das Fliesenlegerhandwerk weiterentwickeln kann.“

Die weiteren Nominierten: A4VR GmbH The Agency for Virtual Reality (Düsseldorf), Bergstation GmbH & Co. KG (Hilden), FamCare Erziehungshilfe & Reittherapie (Viersen), INperfektion GmbH (Wegberg), (logarithmo GmbH & Co. KG (Dortmund), medmehr GmbH (Dortmund) sowie RIMASYS (Köln).