Alles Facebook, oder was?

Gründerberater Emil Hofmann
Gründerberater Emil Hofmann

Kolumne von Emil Hofmann

Es ist schier zum Verzweifeln. So wie die Schüler langsam das normale Schreiben und das Denken in Zusammenhängen verlernen, ignorieren immer mehr Gründer die analogen Medien, wenn es um die Frage der Kundengewinnung geht. „Läuft heute alles über Facebook und Instagram“ – so die wörtliche Aussage eines angehenden Betriebswirts im IHK-Seminar. Wirklich? Sind die Follower gleichbedeutend mit wertschöpfenden Kunden oder muss man sie nicht (bestenfalls) als Interessenten sehen? Ist ein schnelles „Like“ gleich der Start in eine Wertschöpfungskette?

Natürlich muss man die „sozialen Medien“ nutzen, gerade wenn sich die anvisierte Zielgruppe hier aufhält. Nur: Damit sind Anzeigen, Flyer oder Präsentationsmappen noch lange nicht out. Und auch der alte, bodenständige Brief verfehlt keinesfalls seine Wirkung, wenn er den Nutzen für den Kunden in den Mittelpunkt stellt. Im Gegensatz zu Facebook & Co. ist der Brief das mit Abstand respektvollste Medium überhaupt. Das vergessen viele Gründer, sie sehen selbst das Telefon als Relikt aus früheren Zeiten, in denen man noch mit dem Interessenten und Kunden gesprochen und sich persönlich ausgetauscht hat. Erschreckend ist auch die Feststellung, dass Gründer viel Geld für eine Website und einen Shop ausgeben und sich keine Gedanken darüber machen, wie diese Seiten gefunden werden. Dann geistern Begriffe wie SEO oder Google Adwords durch die Diskussionen, wobei auch hier wieder die „old economy“ völlig vergessen wird. Kaum einer denkt an die Veröffentlichung eines Fachaufsatzes, der die Leser auf die Homepage führt, geschweige denn an einen Messestand, an dem nicht selten tausende kontaktfördernde Visitenkarten den Besitzer wechseln. Dabei gilt heute mehr denn je der Claim einer österreichischen Bank, bei dem das erste Wort im übertragenen Sinn zu sehen ist: „Reichtum entsteht durch Gespräche mit Menschen“. Und der wahre Reichtum sind nicht die Likes auf dem Smartphone, sondern das, was man stabile Kundenbeziehungen nennt. Das gilt gottseidank auch morgen noch, wie zahlreiche Beispiele eindrucksvoll beweisen.

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