Der Startup-Investor Rocket Internet gibt den Knock-Out-Call! Dazu sollen alle freien Aktien eingezogen werden. „Going Private“ ist die englische Bezeichnung für den Rückzug von der Börse.
In seltener Offenheit gab Oliver Samwer zu, dass es an neuen vielversprechenden Ventures aus seiner Start-up-Fabrik gerade mangelte („Die Pipeline ist ein bisschen dünn“) und bemühte sich einmal mehr, das Konzept hinter Rocket Internet den Anteilseignern zu erklären („Wir machen dasselbe seit 2008, wir suchen Ideen“ ).
Mit Zalando, Hellofresh oder Delivery Hero haben die Berliner -Gründer: Oliver Samwer, Alexander Samwer, Marc Samwer in den vergangenen Jahren immer wieder ihre Nase unter Beweis gestellt, Umsatz 2,2 Milliarden EUR (2016). Der Verkauf der eigenen Anteile spülte Rocket Milliarden in die Kassen. Allerdings fehlten in der Folge die zündenden Ideen für die nächste Generation an Start-ups (capital).
Die Aktien von Samwers Global Founders GmbH und seine persönlich gehaltenen Aktien, insgesamt ein Anteil von knapp unter 49 Prozent, werden nicht erworben, Stattdessen sollen die erworbenen Aktien eingezogen werden, so dass am Ende nur noch die Samwer-Aktien übrig bleiben.
Was künftig aus Rocket Internet wird, darüber gibt es allerhand Spekulationen. Samwer schien auch in den vergangenen Jahren zunehmend das Interesse an Internet-Start-Ups zu verlieren. Schon im Juni 2019 hatte Rocket Internet seinen Geschäftszweck auf Immobilien erweitert. Laut Medienberichten besaß das Samwer.Imperium Anfang des Jahres in Berlin Immobilien im Wert von mindestens 150 Millionen Euro. Im Juni dieses Jahres schied Oliver Samwer dann aus dem Aufsichtsrat des Modehändlers Zalando aus, mit dessen Namen Rocket Internet stark verbunden ist. (FAZ)
2014 war die Firma von Oliver Samwer, die ein Brutkasten für Start-ups wie Hello Fresh sein will, mit 42,50 Euro pro Aktie an die Börse gegangen. Nun will Samwer sie für 18,57 Euro zurückkaufen und von der Börse nehmen. So schnell kann man sein Vermögen halbieren.
Großaktionär Samwer wird damit durchkommen.Denn die Regeln schreiben nur vor, dass sein Angebot dem Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate entspricht. Geschickt nutzt der großmäulige Gründer („Ich bin der aggressivste Internet-Manager der Welt“) den Börsencrash auf dem Höhepunkt der Corona-Krise aus. Das erinnert alles an die Zocker vom Neuen Markt, der vor 20 Jahren zusammenbrach. (rp-online)