Das Start-up-Valley Berlin bietet einen großen Fundus an interessanten Gründungen. Faircado ist ein beeindruckendes Förderbeispiel eines erfolgreichen Start-ups , das mit einem KI-basierten Tool fürs Second-Hand-Shoppingrund drei Millionen Euro an Pre-Seed-Finanzierung locker machte. Das GründerMagazin-Special beleuchtet exklusiv die Berliner Förder- Finanz- und Venture-Capital-Szene.
In Berlin, Europas Hauptstadt für kreative Gründungen, stellte ein junges Start-up die Art, wie wir shoppen, auf den Kopf gestellt: Faircado. Die Idee von den Gründern Ali Nezamolmaleki und Evoléna de Wilde d’Estmael klingt simpel – und ist doch revolutionär. Das Unternehmen hat ein KI-basiertes Browser-Plugin entwickelt, das beim Online-Shopping automatisch nachhaltige Second-Hand-Alternativen anzeigt. Wer also ein neues Smartphone, Buch oder Kleidungsstück kaufen möchte, bekommt direkt Vorschläge aus geprüften Second-Hand-Plattformen eingeblendet.
Die Idee für das Secondhand-Plugin hatten das Berliner Gründer-Duo im Jahr 2022. Die Gründer setzen damit auf einen klaren Trend: Nachhaltigkeit trifft digitale Bequemlichkeit. Und der Erfolg gibt ihnen recht. Erst 2024 konnte Faircado nach der Gründungsdförderung eine Pre-Seed-Finanzierung von rund drei Millionen Euro einsammeln – ein wichtiger Schritt, um die Technologie weiter auszubauen und international durchzustarten. Auch das Fin-Tech Forget Finance sammelte jetzt 3,5 Millionen Euro von mehreren Venture-Capital-Fonds aus der Finanz- und Tech-Szene ein (siehe Kasten).
Zwischen Keffeeküche und Pitch-Events
Berlin ist für seine lebendige Start-up-Szene bekannt. Zwischen Co-Working-Spaces, Pitch-Events und Kaffeeküchen entstehen hier Ideen, die internationale Märkte verändern. „Wir wollen den Second-Hand-Markt so einfach und attraktiv machen wie das Kaufen von Neuware“, erklärt Mitgründerin und CEO Evoléna de Wilde d’Estmael: „Dafür braucht es mehr als gute Absichten – es braucht Technologie.“
Faircado bündelt Angebote aus verschiedenen Second-Hand-Plattformen und Online-Shops. Die eigens entwickelte KI sortiert, filtert und empfiehlt Produkte, sodass Nutzer:innen schnell genau das finden, was sie suchen – sei es ein gebrauchtes Smartphone, ein Designerstück oder Möbel.
Besonders spannend: Berlin selbst bot dafür den perfekten Nährboden. Förderprogramme von der IBB Investitionsbank Berlin bis zur KfW und das dichte Netzwerk aus Impact-Investoren, Acceleratoren und Start-up-Hubs halfen dem jungen Team, von der ersten Idee zu einem skalierbaren Geschäftsmodell zu gelangen.
Ein GründungsBONUS in Berlin
So bietet beispielsweise die Investitionsbank Berlin (IBB) für Gründerinnen und Gründer in Berlin verschiedene Förderungen an, darunter zinsgünstige Darlehen und Bürgschaften über die Bürgschaftsbank Berlin-Brandenburg (BBB) sowie Zuschüsse, Wettbewerbe und Beratungsleistungen über ihre Tochtergesellschaft IBB Business Team GmbH. Wichtige Programme sind der Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW), der GründungsBONUS und der Coaching BONUS. Dabei ist der GründungsBONUS ist eines der beliebtesten Förderprogramme für Start-ups in Berlin.
GründerMagazin hat exklusiv recherchiert, wie die Berliner Förderung funktioniert:
Wer kann gefördert werden?
- Start-ups mit Firmensitz in Berlin
- Jungunternehmen (in der Regel nicht älter als 12 Monate)
- Innovative Geschäftsidee (z. B. digitale Technologien, nachhaltige Produkte, neue Geschäftsmodelle)
- Gründer:innen müssen hauptberuflich tätig sein
Förderhöhe
- bis zu 50.000 € Zuschuss (keine Rückzahlung nötig)
- Förderquote: bis zu 50 % der förderfähigen Ausgaben
- GründungsBONUS Plus: für besonders innovative Projekte oder soziale/ökologische Wirkung – hier sind höhere Summen möglich
förderfähige Kosten
- Personalkosten (eigene Gehälter, Mitarbeiter:innen)
- Sachkosten (z. B. Miete, Hardware, Software, Marketing, Prototypenbau)
- Beratungskosten (Coaching, Rechtsberatung, Marketing, Patente usw.)
Der perfekte Nährboden für Gründer
Viele Berliner Start-ups liessen sich entweder über direkte regionale Zuschüsse, Hilfsprogramme wie GründungsBONUS oder EXIST, EFRE-Förderung oder mFUND-Anschub unterstützen. Diese Förderungen ermöglichten:
- Entwicklung ihrer Produkte bis zur Marktreife
- Professionalisierung (Marktzugang, Branding, Infrastruktur, Coaching)
- Folgefinanzierungen (z. B. Seed-Runden, große öffentliche Investitionen)
Heute gilt Faircado als Finanzierungs-Paradebeispiel, wie Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Ein Berliner Start-up, das dank Finanzierung und Förderung nicht nur wachsen will, sondern auch die Konsumkultur in Richtung Kreislaufwirtschaft verändert. (Start-up-Valley Berlin Special im GründerMagazin 06.25)