Europa im Blick

Steuern, Produktsicherheit, Marktüberwachung sind die Herausforderungen für den europäischen Warenhandel. Ein Bericht aus der europäischen Zentrale in Brüssel.

Über digitale Vertriebswege können Hersteller und Händler aus Drittstaaten Waren direkt an Endkunden in der EU verkaufen. Verkaufsplattformen oder eigene Websites machen es möglich. Waren mit geringem Wert versendet der Hersteller direkt. Dabei werden häufig weder Zoll-Abgaben noch Einfuhrumsatzsteuer fällig, da der angegebene Warenwert unter der Zoll-Freigrenze von 150 Euro beziehungsweise unter der Einfuhrumsatzsteuergrenze von 22 Euro liegt. Der zweite Weg führt über Fulfillment-Center in Deutschland oder einem anderen EU-Mitgliedstaat. Diese Logistikzentren lagern, verpacken und versenden die Ware. Ein Kunde, der online bestellt, merkt dabei oft nicht, dass er einen Vertrag mit einem Unternehmen außerhalb der EU geschlossen hat.

Zwiti: Neue Handelswege bringen ungleiche Wettbewerbsbedingungen

Bei der Einfuhr in den EU-Binnenmarkt entrichtet der Importeur in der Regel zwar die Einfuhrumsatzsteuer auf den Zollwert, aber in immer mehr Fällen wird die Mehrwertsteuer auf den Verkaufspreis nicht an das Finanzamt abgeführt. Zum Teil wird auch der Zollwert zu niedrig angesetzt. Hinzu kommt, dass Produkte aus Drittländern zunehmend die Produktsicherheitsvorschriften – die zum Beispiel für Bauprodukte, Schutzausrüstung und Spielzeug gelten – nicht einhalten. Die Marktüberwachungsbehörden haben kaum Möglichkeiten, die Einhaltung der Anforderungen im Fulfillment-Center zu überprüfen. Im Einzelhandel, ob off- oder online, können die Behörden dagegen Produkte prüfen, und die Betriebe müssen Pflichten im Hinblick auf die Produktsicherheit erfüllen. Damit kommt es zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen.

Zwiti: EU-Vorschläge gegen Wettbewerbsverzerrung

Die EU hat Vorschläge für den Übergang zu einem „endgültigen Mehrwertsteuersystem in der EU“ vorgelegt, die unter anderem die Abschaffung der 22-Euro-Grenze vorsehen. Unrealistische Wertangaben ergeben so zumindest keine vollständige Steuerfreiheit mehr. Die Wettbewerbsverzerrung infolge nicht entrichteter Steuern sollten Zoll- und Finanzämter allerdings noch näher unter die Lupe nehmen. Außerdem will die EU die Überwachung und Durchsetzung der Produktsicherheitsregeln verbessern, also den Nachweis, dass ein Produkt die von der EU festgelegten Anforderungen, etwa zur CE-Kennzeichnung, erfüllt. Die Befugnisse der Marktüberwachungsbehörden sollen nach den Plänen der EU erweitert, der Austausch innerhalb der EU gestärkt und eine bessere Kooperation mit dem Zoll erreicht werden. Darüber hinaus wäre aus DIHK-Sicht die frühzeitige Aufklärung der Importeure über produktbezogene Vorschriften wichtig, ferner sollte auch die Zusammenarbeit mit der Marktüberwachung in Drittländern forciert werden. Stärkere Durchsetzungsbefugnisse sollten auf die Erkennung und Sanktionierung vorsätzlicher Verstöße abzielen.

Zwiti: Fairen Wettbewerb sichern!

Ziel der europäischen Initiativen muss ein fairer Wettbewerb zwischen europäischen Unternehmen und solchen aus Drittstaaten sein. Die Behörden sollten gewährleisten, dass Waren, die in den Binnenmarkt eingeführt werden, den EU-Produktsicherheitsvorschriften entsprechen und dass die Umsatzsteuer für diese Waren entrichtet wird. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine bessere Aufklärung der Marktteilnehmer über die zu erfüllenden Rechtsvorschriften.

Der Preis für gute Ideen

Seit 1998 zeichnet die KfW Bankengruppe Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihrer Geschäftstätigkeit mit dem Titel „GründerChampion“ aus. Für den renommierten Preis konnten sich im letzten Jahr Start-ups aller Branchen ab Gründungsjahr 2011 bewerben. Vergeben wurde der Award im Rahmen der deGUT, der Berliner Gründermesse. Alle 16 Landessieger konkurrierten um den Bundessieg. Der Sieger: Die Brandenburger Havelländische Zink-Druckguss GmbH & Co. KG.   Der Sonderpreis “Nachfolge” ging an die Özcan Getränke GmbH aus Berlin. Die Gäste der Preisverleihung wählten dann noch die Tandemploy GmbH aus Berlin für den Publikumssieg aus. Alle Champions freuten sich über insgesamt 35.000 Euro Preisgeld.

Als Bundessieger ausgezeichnet wurde ein Unternehmen, das im Rahmen einer externen Nachfolge gegründet wurde. Chef der Havelländische Zink-Druckguss GmbH & Co. KG  (HZD) aus Premnitz Petar Marovic erklärt: „Das „Unternehmen, die Menschen und die Region haben mir einfach zugesagt. Michael Schönberg und ich haben sofort gemerkt, dass wir einander verstehen und uns beiden der weitere Erfolg der HZD am Herzen liegt.“

Zwiti:  Förderangebot für junge Unternehmen

Der Titel „GründerChampion“ ist eine Qualitätsauszeichnung für junge Unternehmen. Die GründerChampions 2016 wurden von einer Jury mit erfahrenen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft, Landesförderinstituten sowie Industrie- und Handelskammern ausgewählt. Bewertet wurden die Geschäftsideen nach ihrem Innovationsgrad, ihrer Kreativität und der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Maßgeblich für die Auszeichnung war auch, wie umweltbewusst die Umsetzung erfolgte und ob Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen oder erhalten wurden. Unternehmen aller Branchen ab dem Gründungsjahr 2011 konnten sich bewerben.   Mit der Vergabe des Awards möchte die KfW sowohl die erfolgreichen Gründerinnen und Gründer auszeichnen, als auch dazu beitragen, dass der Schritt in die Selbstständigkeit mehr öffentliche Anerkennung erfährt. Die KfW Bankengruppe unterstützt die deutsche Wirtschaft mit einem breiten Förderangebot. Beispielsweise bietet sie für Gründer u. a. den ERP Gründerkredit StartGeld für Darlehenssummen bis zu 100.000 Euro und den ERP Gründerkredit Universell für größere Volumina an.

Zwiti: Die Märkte änderten sich

Ins Leben gerufen hat die HZD Michael Schönberg im Jahr 1992, damals standen alle Zeichen auf Wachstum. In den folgenden 20 Jahren erfuhr das Unternehmen eine gesunde Entwicklung und zeigt sich als einer der in Deutschland führenden Anbieter für Zink-Druckgusserzeugnisse. Von Baubeschlag bis hin zu anspruchsvollen Oberflächenteilen steht HZD seit jeher für Erzeugnisse von höchster Gießpräzision.

Doch Märkte ändern sich. Die Ansprüche an ein produzierendes Unternehmen verschärften sich zunehmend. Die letzten Jahre waren zudem von finanzieller Schwäche im Lichte der Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt und wirkten so auch auf die HZD belastend. Schönberg erkannte, dass die Führung des Familienunternehmens durch einen externen Branchenexperten unterstützt werden sollte. So wurde Petar Marovic zu Beginn des Jahres 2015 in die Geschäftsführung der HZD berufen und leitete fortan den strukturierten Auf- und Umbau der Vertriebsaktivitäten. Herr Marovic blickt zurück auf über 20 Jahre Erfahrung in der AutomotiveIndustrie und war u. a. Werkleiter eines US-amerikanischen Standorts eines großen Automobilzulieferers. Doch dabei sollte es nicht bleiben. „Erfahrung und Zahlen sind zwar wichtig, aber beim Thema Nachfolge geht es nicht nur um Kopf-, sondern auch um Bauchentscheidungen. Im Idealfall sollte man sich auf Anhieb mit dem Nachfolger verstehen und einfach spüren, dass er zum Unternehmen passt.“, so beschrieb Schönberg den kurz darauf beginnenden Prozess der Unternehmensnachfolge. Die Übernahme erfolgte harmonisch und voller gegenseitiger Wertschätzung im Jahr 2016.

Die Firma war am natürlichen Wendepunkt eines gewachsenen Familienunternehmens. Die seit letztem Jahr eingeführten Optimierungsmaßnahmen tragen bereits Früchte und wir konnten den Mitarbeiterstamm nahezu erhalten. Mit der Auszeichnung möchte ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der HZD meine Anerkennung zollen und ihnen für das Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten danken.“

Zwiti: Den Kunden das Beste geben

Schwaben-Sieger Rainer Brang: „Ein GründerChampion zu sein ist für mich ganz persönlich eine Bestätigung, die ersten Weichen richtig gestellt zu haben.  Jetzt wollen wir zusammen unser Unternehmen nach unseren Werten so gestalten, dass es für das weitere Wachstum gerüstet ist. Dann können wir unseren Kunden weiterhin das Beste geben, das wir haben: Echte Freude an unseren Produkten.“

Die Winzki GmbH & Co. KG aus Frickenhausen ist Landessieger Baden-Württemberg. Ursprünglich wollte Rainer Brang, Gründer von Winzki, nur einen kindertauglichen MP3-Player für seine Söhne bauen. Er zimmerte eine Holzbox, fräste Löcher für Lautsprecher, Knöpfe sowie elf Tasten hinein und schraubte das Ganze mit einem Griff und einer eigens entwickelten Elektronik zusammen. Fertig war der erste Player namens „Hörbert“. 2011 rief Brang aufgrund der wachsenden Nachfrage aus dem privaten Umfeld das Unternehmen Winzki ins Leben und produzierte den Musikspieler in Serie. Seitdem haben die Schwaben über 7.500 Hörberts verkauft, bei knapper Verdoppelung der Verkäufe pro Jahr. Der Player steht dabei für einen Wertewandel: Statt schnellem Konsum für kleines Geld, sind Hörbert-Käufer an Langlebigkeit und Umweltschutz interessiert. So gehört ebenfalls zum Konzept, dass alle Komponenten nachbestellt oder auf Wunsch vom Hersteller einzeln getauscht werden können. Inzwischen arbeitet ein Team aus elf Personen an dem Produkt, das in Deutschland, der Schweiz und dem angrenzenden europäischen Ausland immer mehr Kunden findet.

Zwiti: Schnellst wachsendes Technologieunternehmen im Land

Ursprünglich aus universitärer Technologieforschung an der Technischen Universität München (TUM) entstanden, wurde Celonis 2011 gegründet und hat sich in kürzester Zeit zum führenden Anbieter für Process Mining entwickelt. Diese intelligente Big Data Technologie fügt die in verschiedenen ITSystemen gespeicherten, einzelnen Prozessschritte wieder zusammen und analysiert IST-Prozesse in Unternehmen automatisch, End-to-End und in Echtzeit. Dabei bietet sie einen umfassenden Einblick in tatsächliche Abläufe, versteckte Schwachstellen und Optimierungspotenziale. Das Ergebnis: mehr Transparenz, mehr Effizienz, mehr Compliance. Mittlerweile macht Celonis mehr als 10 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und ist damit das am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen Deutschlands (lt. Deloitte). Im Jahr 2015 gelang Celonis, was bisher noch kein Start-up geschafft hat: SAP nahm die Process Mining Technologie auf die eigene Preisliste und vertreibt das Produkt als SAP Process Mining by Celonis weltweit. Ein weiterer Meilenstein folgte im Juni dieses Jahres: Die renommierten Facebook-Investoren Accel Partners und 83North (ehem. Greylock IL) haben insgesamt 27,5 Millionen US-Dollar in Celonis investiert.

Mitgründer und Geschäftsführer Bastian Nominacher: „Celonis Process Mining lässt sich auf alle Branchen, Unternehmensbereiche und jeden digitalen Prozess anwenden. Unser Ziel ist es, die Prozesse von heute zu analysieren, damit die Welt von morgen effizienter ist. Dieser Vision widmen wir uns jeden Tag mit viel Leidenschaft und Zielstrebigkeit. Der KfW Award GründerChampions zeigt, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind. Wir sind sehr stolz auf das Engagement des gesamten Celonis-Teams.“

Zwiti: Top-Jobsharing-Plattform

Die Tandemploy gewinnt im KfW Award GründerChampions 2016 für Berlin.  Anna Kaiser und Jana Tepe gründeten Tandemploy im Jahr 2013, nachdem sie als Kolleginnen in einer Personalberatung gemeinsam auf die Idee gestoßen waren. Eine Tandembewerbung auf eine Führungsposition, die Jana Tepe damals für einen Kunden besetzen sollte, brachte den Stein ins Rollen und Tepe und Kaiser dazu, smarte HR-Technologien zu entwickeln, die Firmen und Menschen beim Zustandekommen flexibler Arbeitsmodelle wie dem Jobsharing auf die Sprünge helfen. Die Jobsharing-Plattform Tandemploy.com war der Anfang: Hier trafen und treffen an Jobsharing interessierte Menschen durch ein Matching auf passende Tandempartner und finden Firmen, die diesem Arbeitsmodell offen gegenüber stehen. Mittlerweile flexibilisieren sie mit ihrer Lösung flex:workz (einer Software as a Service) auch größere Unternehmen von innen. Hier können Mitarbeiter einer Firma im geschlossenen und geschützten Raum selbstständig Tandempartner, aber auch Kollegen für Jobrotations oder ein Mentoring im eigenen Unternehmen finden. Damit haben die beiden und ihr mittlerweile 10-köpfiges Team die weltweit erste HR-Software auf den Markt gebracht, die nicht von HR, sondern von den eigenen Mitarbeitern gesteuert wird.

Zwiti: Arbeit muss ins Leben passen

Bei Tandemploy leben die beiden Gründerinnen vor, wie es gehen kann: Sie selbst teilen sich die Geschäftsleitung im Jobsharing, alle Mitarbeiter arbeiten in flexiblen Modellen und legen ihre Stundenzahl individuell fest. Zuletzt haben sie die starre 40-Stunden-Stelle abgeschafft und fragen jeden Mitarbeiter nach seiner individuellen Wunscharbeitszeit.  Anna Kaiser: „Niemand kann genau sagen, wie sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verändern wird. Was wir aber sicher wissen, ist, dass wir agilere Systeme brauchen, um auf den Wandel reagieren zu können.“ Und Jana Tepe ergänzt: „Die Zeiten von starren Strukturen und Hierarchien sind vorbei. Wenn Organisationen reaktionsfähig bleiben wollen, müssen sie einfach flexiblere Systeme schaffen. Wir selber z. B. halten schon länger nicht mehr an der 40-StundenWoche fest, denn es ist schlicht und einfach ein Irrglaube, dass jeder am besten in 40 Stunden passt. Außerdem sollte die Arbeit ins Leben passen, nicht andersherum.“

Die vier Gründer von gastronovi, GmbH & Co. KG Andreas und Karl Jonderko, Christian Jaentsch und Bartek Kaznowski, sowie fast alle der 37 Mitarbeiter des Software-Unternehmens kennen die Sorgen der Gastronomen nur allzu gut. Schließlich haben sie alle selbst in der Gastronomie gearbeitet. Als Hotelier, als Koch, als Bedienung, als Küchenhilfe. Das gastronovi-Team weiß daher genau, wo es schmerzt. Und setzt genau da an: Mit einer Komplett-Software-Lösung für die Gastronomie, die die Abläufe optimiert und vereinfacht und die durch ihre Flexibilität und ihre Effektivität bei einfacher Anwendung begeistert. Egal ob Kassensystem, Tischreservierung, Warenwirtschaft, Marketing oder Bestellsystem für Gäste – aus elf Modulen kann sich jeder Gastronomiebetrieb eine maßgeschneiderte Lösung zusammenstellen. gastronovi Office optimiert die Abläufe und vereint alle Prozesse in einem System mit Schnittstellen zu z.B. Lieferanten-Einkaufssystemen oder vielen Hotel-Software-Lösungen. Andreas Jonderko, Geschäftsführer von gastronovi, freut sich: „Unser Ziel war immer, eine Lösung zu finden, mit der jeder Gastronom die Chance bekommt, sich perfekt zu optimieren und die Abläufe im Betrieb weiter zu vereinfachen.“

Zwiti: Ist das noch zeitgemäß?

herr holgersson. lesen & leben ist GründerChampions 2016 für Rheinland-Pfalz. In einer Zeit, in der die Buchbranche häufig als „schwächelnd“ aufgefasst wird, haben die Gründerinnen Elisabeth Windfelder und Jasmin Marschall eine inhaltlich und optisch moderne, wirtschaftlich erfolgreiche und damit zukunftsweisende Buchhandlung aufgebaut. Sie ist gleichfalls Begegnungsstätte und kultureller Ort. Denn die Unternehmerinnen sind überzeugt, dass Buchhandlungen mehr sein müssen als ein reiner Präsenz- und Bestellort für Bücher: Leser und Konsumenten sollen sich in ansprechender Umgebung begegnen können, eine an ihren individuellen Bedürfnissen ausgerichtete Beratung erhalten und dazu authentische kulturelle und soziale Erlebnisse.

An diese Kundenbedürfnisse angelehnt wurde ein einzigartiges Raumkonzept entwickelt. Der Verkaufsraum ist wie eine Wohnung eingerichtet. Es gibt ein Wohnzimmer mit Sofa und Klavier, Romanen, Krimis, Hörbüchern und DVDs, eine Küchenzeile mit Koch- und Backbüchern, einen Essbereich mit Kreativ- und Gartenbüchern. Im Arbeitsbereich mit Schreibtisch sind Sachbücher sowie E-Reader und im Kinderzimmer mit Kinderbett und Spielecke kann in Kinder- und Jugend(hör)büchern und kombinierten Medien gestöbert werden. Elisabeth Windfelder und Jasmin Marschall: „Es freut uns riesig, dass wir so schnell im Ort und der Region angenommen worden sind. Immer wieder haben wir in Gründungszeiten und darüber hinaus Sätze wie ‚ist das denn überhaupt noch zeitgemäß?’ oder ‚eine Buchhandlung zu eröffnen ist ein bisschen wie ein Kutschunternehmen zu gründen’ gehört.“

Zwiti: Erfolg mit Tradition

Baumkuchen hat in Wernigerode eine lange Tradition. Seit über 250 Jahren ist die besondere und aufwendig herzustellende Spezialität in der Region bekannt. Dies möchte Gründer Christian Feuerstack erhalten und weiter ausbauen. Der Konditormeister hat nicht lange gezögert, als ihm 2014 vom früheren Inhaber die Übernahme des Unternehmens angeboten wurde – schließlich hat er schon länger über eine selbstständige Tätigkeit nachgedacht. Neben der Herstellung des Baumkuchens ist er auch für das angeschlossene Baumkuchenhaus verantwortlich. Einheimische wie Touristen genießen hier das vor Ort hergestellte Gebäck sowie Eis- Kaffee- und Kuchenspezialitäten. Besucher können auch beim Schaubacken dabei sein. Der Gründer bezieht die Zutaten aus der Region, verzichtet auf Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe. Ein großer Teil des Energiebedarfs in der Backstube wird durch Solarstrom erzeugt.  Champion Christian Feuerstack: „Ich finde es toll, dass auch kleinere und eher traditionelle Unternehmen ausgezeichnet werden und dass unsere Ideen und die Art, das Unternehmen zu führen, Anerkennung findet.“

Zwiti: Biometrie für Jedermann   

„Die Auszeichnung als GründerChampion Thüringen bestätigt einmal mehr, dass wir mit unserer Gründung alles richtig gemacht haben. Unser Team, die Investoren aber vor allem der Wille, etwas Neues zu schaffen und ein wenig zu einer sicheren Welt beitragen zu können, hat über die letzten zwei Jahre zum Erfolg unseres Unternehmens und Produkte beigetragen,“ weiß Chef Dirk Morgeneier. Die JENETRIC GmbH wurde 2014 am Optikstandort Jena von Dirk Morgeneier und Roberto Wolfer, Ingenieuren mit langjähriger Erfahrung in der Fingerabdruckaufnahme, gegründet. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von biometrischen Aufnahmesystemen spezialisiert. Erstmals ist es gelungen, optische TFT Technologie, wie man Sie etwa von Flachbildschirmen, kennt für die Fingerabdruckaufnahme zu nutzen. Damit kann die Fingerabdruckaufnahme so einfach gestaltet werden, dass jeder Mensch in der Lage ist, diese Geräte ohne fremde Hilfe zu bedienen. Möglich macht das ein neuartiger, transparenter Fingerabdrucksensor, der mit einem Display kombiniert wird.  Somit werden dem Nutzer Hinweise zur Bedienung anzeigt und Rückmeldungen gegeben, die er unabhängig von Sprache, Kultur oder Vorwissen versteht. Das macht das Gerät ideal für den Einsatz an Grenzen oder Flughäfen, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft sich per Fingerabdruck identifizieren müssen. Mit ihrem ersten Produkt, den von der amerikanischen Bundespolizei FBI zertifizierten, LIVETOUCH quattro, kommt die JENETRIC ihrem Ziel, biometrische Anwendungen für jedermann nutzbar zu machen, eine großen Schritt näher.

Zwiti: Sonderpreis Unternehmensnachfolge

Özcan Getränke GmbH gewinnt Sonderpreis „Nachfolge“  Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1989 von Mehmet Özcan. Er hat das traditionelle türkische Joghurt-Getränk Ayran nach Deutschland gebracht und den hiesigen Markt erobert. Für seine Tochter Dilek war er als Unternehmer ein großes Vorbild. Den Wunsch, einmal in seine Fußstapfen zu treten, hegte sie schon seit längerer Zeit. 2011 war es dann soweit und Dilek Özcan übernahm die Özcan Getränke GmbH im Rahmen der Nachfolge. Für ihren Vater war die Übergabe, die viel loslassen bedeutete, nicht immer einfach. Doch auch die Nachfolgerin brauchte sehr viel Stärke. Dilek Özcan: „Es war nicht leicht, als Frau plötzlich ein Unternehmen zu führen, in dem mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter männlich waren. Mein Vater hat mir durch seine große Erfahrung geholfen, aber durchbeißen musste ich mich allein.“

[tabby title=” Chancen für Champions 2017″]

Bewerbungen für 2017 sind vom 1. Mai bis 1. August möglich für Unternehmen ab Gründungsjahr 2012. Schon jetzt können Sie ein Unternehmen (auch Ihr eigenes) vorschlagen, Sie erhalten Nachricht zum Wettbewerbsstart.
Über die deGUT: Die deGUT ist die größte Messe rund um Existenzgründung und Unternehmertum in Deutschland. Sie findet am 13. und 14. Oktober 2017 in der ARENA Berlin in Treptow statt. Veranstaltet wird die deGUT von der Investitionsbank Berlin (IBB) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). Förderer der deGUT sind die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung in Berlin und das Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg.

“Die sehr gute Situation am Arbeitsmarkt hemmt die Gründungstätigkeit. Positiv dabei ist, dass es zuvor noch nie so wenige Notgründer gab.”
Dr. Jörg Zeuner, KfW-Chefvolkswirt

[tabby title=” Innovative Gründer auf dem Vormarsch”]

Die anhaltende Stärke des Arbeitsmarktes hat die Gründungstätigkeit in Deutschland im Jahr 2015 deutlich gebremst: Die Anzahl von Gründern ist im Vergleich zum Vorjahr um 152.000 oder 17 % auf 763.000 Personen gesunken. Die Erwerbslosenquote fiel um weitere 0,4 Prozentpunkte, so dass insbesondere „Notgründungen aus Mangel an besseren Alternativen“ überproportional weniger wurden (-28 % auf 207.000). „Die sehr gute Situation am Arbeitsmarkt hemmt die Gründungstätigkeit. Positiv dabei ist, dass es zuvor noch nie so wenige Notgründer gab. Wir sehen auch weitere positive Aspekte“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW anlässlich der Vorstellung des KfW-Gründungsmonitors 2016, der repräsentativen Befragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Die Zahl der innovativen Gründer steigt beispielsweise um 6 % auf 95.000 leicht an. „Innovative Gründungen sind wegen ihrer Investitionen in Forschung und Entwicklung und ihrer höheren Bestandsfestigkeit von großer Bedeutung für unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Dr. Zeuner: „Das Gründungsgeschehen hat an Quantität verloren, aber strukturell an Qualität gewonnen“.

Mit dem KfW-Gründungsmonitor 2016 kann erstmals beleuchtet werden, welche Bedeutung digitale Technologien für Gründer haben. Das Ergebnis: Gründer, die mit digitalen Technologien neue Märkte kreieren oder etablierte Märkte erobern, machen inzwischen einen substanziellen Teil des Gründungsgeschehens aus. Jeder fünfte Gründer (21 %) ist ein „digitaler“ Gründer, das heißt, sein Angebot ist ausschließlich durch digitale Technologien nutzbar. Die Geschäftsmodelle sind vielfältig: Als digitale Gründer sind App-Anbieter, Betreiber von Webportalen, Onlinehändler, Softwareentwickler oder auch Webdesigner zu verstehen. Der Vorteil der Digitalisierung zeigt sich im Marktzugang: Während die Gründer insgesamt überwiegend regional ausgerichtet sind (40 % überregional), zielen 70 % der „digitalen“ Gründer direkt auf den nationalen oder internationalen Markt.

Insgesamt setzen Gründer mit 65 % 2015 etwas häufiger Finanzmittel ein (2014: 62 %), 23 % greifen hierbei auf externe Quellen zu wie Kreditinstitute, Privatinvestoren oder Familie und Freunde zurück (2014: 21 %). Das externe Kapital bewegt sich dabei meist im Mikrofinanzbereich bis zu 25.000 EUR (15 % der Gründer). Allerdings ist der Anteil von Gründern mit höherem Einsatz externen Kapitals in den letzten Jahren gestiegen, 2015 auf einen bisherigen Höchstwert von 8 %.

Erfreulich ist, dass 2015 ein Viertel weniger Gründer Finanzierungsschwierigkeiten hatten (von 20 % auf 15 %). „Gründer werden immer stärker von Finanzierungsschwierigkeiten betroffen sein als etablierte Unternehmer, da sie meist keine Unternehmerhistorie haben und häufig keine Sicherheiten stellen können“, sagt Dr. Zeuner. „Wir haben aber ein hohes volkswirtschaftliches Interesse daran, dass erfolgversprechende Ideen nicht an der Finanzierung scheitern. Daher ist es nicht zuletzt die Aufgabe von Förderbanken, die Gründungsfinanzierung zu unterstützen.“
Gründerinnen auf Rekordjagd:

  • Die Beteiligung von Frauen an der Gründungstätigkeit (43 %) bleibt das 3. Jahr in Folge auf Rekordniveau.
  • Weiterhin startet die Mehrheit aller Gründer im Dienstleistungssektor, gefolgt vom Produzierenden Gewerbe und dem Handel.
  • Gründer haben für sich selbst und für angestellte Mitarbeiter 2015 rund 610.000 vollzeitäquivalente Stellen geschaffen.

Der KfW-Gründungsmonitor basiert auf den Angaben einer jährlichen Zufallsauswahl von 50.000 Personen, die im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung telefonisch interviewt werden. Mit voll- und nebenerwerblichen, freiberuflichen wie gewerblichen Existenzgründungen wird ein umfassender Gründungsbegriff zugrunde gelegt. Der KfW-Gründungsmonitor 2016 ist die 16. Befragung.
Informationen zu den Förderprogrammen der KfW finden Interessierte unter www.kfw.de/gruenden.

[tabbyending]

Chancenkapital für innovative Unternehmen

Im Rheinland erhalten zukunftsorientierte Technologien neuen Schub: Engagierten
Gründerteams stellt ein neuer Seed Fonds Eigenkapital in einer Gesamthöhe von bis zu insgesamt zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Seed Fonds unterstützen junge, technologieorientierte Unternehmen in der Gründungsphase, indem sie ihnen notwendiges Eigenkapital zur Verfügung stellen und so die Finanzierung des Unternehmens sichern.

Eine der ersten drei Beteiligungen ist die NonWoTecc Medical GmbH. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von kleinlumigen Gefäßprothesen basierend auf einem innovativen Herstellungsverfahren. Diese Gefässe können als Ersatz körpereigener Gefäße und erstmalig auch als künstliche Überbrückungen verschlossener Gefäße in Herznähe (z. B. als Bypässe) eingesetzt werden.
Denn, in ca. 15 % aller medizinisch notwendigen Bypassoperationen (weltweit ca. 225.000) stehen dem Operateur zurzeit keine geeigneten körpereigenen Gefäße zur Verfügung. Alleine in Deutschland handelt es sich immerhin um ca. 90.000 Betroffene!

NonWoTecc Medical wurde vom High-Tech-Gründerfonds und der RVC in der ersten Runde finanziert. Des Weiteren wird die IVC Management GmbH aus Aachen das Unternehmen bei aktuellen Fragen der Geschäftsentwicklung als Coach begleiten. Der Rheinland Venture Capital Fonds ist unter anderem Teildes Fondkonzeptes der NRW.BANK, die über ihren 30 Millionen Euro starken NRW.BANK.Seed Fonds investiert hat. Dieser im Dezember 2005 aufgelegte Fonds der Förderbank Nordrhein-Westfalens beteiligt sich bis zu 50 Prozent an regionalen Seed Fonds. Diese entstehen in Regionen, die technologisch ausgewiesen sind, und die die Unternehmen betriebswirtschaftlich begleiten. Bezogen auf Nordrhein-Westfalen können durch den NRW.BANK.Seed Fonds deutlich über 100 technologieorientierte Unternehmensgründungen finanziert werden. Pilotregion war Dortmund, nun wird mit dem Rheinland Venture Capital Fonds der zweite regionale Fonds aufgelegt. Weitere regionale Seed-Fonds werden derzeit umgesetzt beziehungsweise sind in Planung. Dr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK: „Mit ihrer Seed-Fonds Initiative trägt die NRW.BANK deutlich dazu bei, den Markt für Frühphasenfinanzierungen in Nordrhein-Westfalen zu beleben.“

L-Bank: Über drei Milliarden für den Mittelstand

Im vergangenen Jahr förderte die L-Bank Baden-Württembergs Unternehmen mit rund 3,2 Mrd. Euro und hält damit das hohe Niveau der Vorjahre (2015: 3,5 Mrd. Euro). „Auch 2016 haben wir gemeinsam mit den Hausbanken eine starke Förderleistung für die baden-württembergische Wirtschaft gestemmt“, betonte Dr. Axel Nawrath, Vorsitzender des Vorstands der L-Bank, bei der Vorstellung der Wirtschaftsförderbilanz 2016. „Dabei prägen zukunftsorientierte Investitionen die Fördernachfrage, und zwar sowohl bei etablierten Unternehmen wie bei jungen Start-ups. Das ist ein wichtiger Förderhebel, denn so haben wir den Mittelstand von heute und den Mittelstand von morgen gleichermaßen im Blick.“

Stark nachgefragt vom Mittelstand wurde mit 670 Mio. Euro vor allem das Förderprogramm ‚Ressourceneffizienzfinanzierung‘ – bei einem Anstieg um 35 Prozent im Vorjahresvergleich (496 Mio. Euro). Mit der ‚Ressourceneffizienzfinanzierung‘ werden Investitionen gefördert, die zu einer effizienteren Nutzung von Energie und Materialien in der Wertschöpfung von Unternehmen führen. „Die natürlichen Ressourcen sind endlich. Daher gilt es Wege zu finden, diese optimal zu nutzen. Die Entwicklung der ‚Ressourceneffizienzfinanzierung‘ zeigt, dass die baden-württembergischen Unternehmen dies nicht nur erkannt haben, sondern auch aktiv werden, indem sie in eine effiziente Energie- und Ressourcennutzung investieren“, erläuterte Nawrath.

Bei der Nutzung der Ressourceneffizienzfinanzierungen standen zum Programmstart 2015 Finanzierungen von neuen Maschinen und Optimierungen der Produktionsprozesse im Vordergrund. Mittlerweile rücken mehr und mehr die Betriebsgebäude in den Fokus des Mittelstandes. „Dort schlummert ein gewaltiges Potential, das wir mit unserem Programm passgenau bedienen. Gerade bei Betriebsgebäuden lassen sich Ökonomie und Ökologie hervorragend verbinden. Bei einem Gewerbegebäude, das dem ökologisch vorteilhaften Niedrigenergiehaus-Standard entspricht, sinken die Betriebskosten gegenüber der herkömmlichen Bauweise um bis zu 50 Prozent“, verdeutlichte Nawrath.

Mit diesen zukunftsorientierten Investitionen werden erhebliche Kosteneinsparpotenziale erschlossen – gerade in Baden-Württemberg als dem Bundesland mit der höchsten Industriedichte ist die Optimierung der Ressourceneffizienz auf allen Ebenen ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsposition.

Über alle Programme der Mittelstandsförderung hinweg wurden zinsgünstige Kredite mit einem Gesamtvolumen von 2,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,5 Mrd. Euro) an mehr als 4.250 Betriebe ausgereicht. Die Schaffung von ca. 7.700 neuen Arbeitsplätzen konnte so unterstützt, fast 260.000 Arbeitsplätze konnten nachhaltig gesichert werden.

Die gute Konjunktur, eine geringe Arbeitslosigkeit und ein hohes Lohnniveau bremsen gemeinhin die Neigung, mit Neugründungen oder Unternehmensnachfolgen den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Umso wichtiger ist eine starke Gründungsförderung: Sie motiviert, gibt einen Anreiz den Schritt zum Unternehmer doch zu wagen. „Unsere Gründungsförderung wirkt an der richtigen Stelle“, so Nawrath. „Vielerorts werden Gründungen aus Mangel an Alternativen durchgeführt. Dies ist in Baden-Württemberg nicht der Fall. Unsere Gründer sind von ihrer Idee überzeugt und machen bewusst den Schritt in die Selbstständigkeit. Das macht die hervorragenden Zahlen in der Gründungsförderung besonders bemerkenswert.“

Sowohl in der ‚Gründungsfinanzierung‘ als auch in der gemeinsam mit der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg angebotenen ‚Startfinanzierung 80‘ wurde das Niveau des Förderrekordjahres 2015 fast erreicht. „Der hohe Bürgschaftsanteil, der bei der ‚Startfinanzierung 80‘ an unsere Förderdarlehen gekoppelt ist, wirkt im kleinvolumigen Finanzierungsbereich wie ein ‚Venture Credit‘. Die öffentliche Hand trägt hier in erheblichem Maße Gründungsrisiken. Auch 2016 hat gezeigt, dass die Nachfrage hiernach mit 50 Mio. Euro für fast 900 Start-ups auf sehr gutem Niveau ist. Für uns eine spannende Entwicklung, zeigt sie doch, dass der kleinvolumige Finanzierungsbedarf nicht aus den Augen verloren werden darf“, erläuterte Nawrath. Die Gründungsförderung der L-Bank insgesamt erreicht ein Volumen von 599 Mio. Euro (Vorjahr: 609 Mio. Euro). Von der Förderung profitierten mehr als 2.700 Neugründungen und Unternehmensnachfolgen.
„Nach den zurückliegenden Förderrekordjahren rechnen wir auch für das neue Jahr mit einer Fortsetzung der leichten Konsolidierung in der Nachfrage nach unserer Wirtschaftsförderung, die wir bereits im zweiten Halbjahr 2016 beobachten konnten“, blickte Nawrath auf das Förderjahr 2017 voraus. „Gemeinsam mit der Landesregierung versuchen wir daher eine gute Hand voll neuer Impulse ganz gezielt zu setzen, um unsere starken und effektiven Förderprogramme punktuell weiterzuentwickeln. Auch hier werden wir sowohl im Gründungsbereich als auch Mittelstandssegment ansetzen. Bereits im ersten Quartal wird beispielsweise ein Förderprogramm für kleine Start-ups an den Start gehen, das ein Mikrodarlehen mit der Crowdfunding-Idee kombiniert.“

Gastro-Gründerpreis 2016

Eine renommierte 14-köpfige Jury hat in den vergangenen Wochen unter mehr als 500 Bewerbern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die sechs überzeugendsten Konzepte ausgewählt. Cynthia Barcomi, Christian Rach & Co. beeindruckten vor allem Gastro-Konzepte, die eine besonders gelungene Mischung aus unternehmerischem Denken, Kreativität und Nachhaltigkeit bewiesen. Ein Blick auf die diesjährigen Gewinnerkonzepte zeigt, dass die Qualität der Zutaten und die Lust an der Kreativität bei allen sechs eine entscheidende Rolle spielen. So verführen die Gewinner mit Craft-Beer-Cocktails, Fusion-Hummus-Kreationen, Kraftbrühe-to-go oder außergewöhnlichen “Salapes” gekonnt zu neuen Kulinarik-Abenteuern:

Zum Starken August:  Das Berliner Nachtleben gleicht schon mal einer durchgeknallten Zirkusvorstellung. Sebastian Kulka und Marcel Jahn treiben das bunte Spektakel auf die Spitze – frei nach dem Motto “Menschen, Biere, Sensationen”. In ihrer Eventgastronomie Zum Starken August paart sich schlüpfriges Entertainment mit Craft-Beer: So dürfen sich Gäste als Porno-Synchronsprecher versuchen, Wild Bingo mit einer Drag-Queen spielen und dabei ausgefallene Craft-Beer-Cocktails schlürfen. Richtig gehört: Wem Craft-Beer allein zu langweilig ist, der kann sich daraus ausgefallene Cocktails mixen lassen. Ein kreatives Konzept, das auch die Stimmung unter den Jurymitgliedern des Gastro-Gründerpreis anheizte.

MS Günther:“Moin moin und Ahoi” heißt es auf der MS Günther! Hier erleben Landratten kulinarische Genüsse mal ganz anders: Bei schmackhaften Events wie “Beef Cruises” oder “Wein auf Wasser” schippern Gäste auf dem 106 Jahre alten Schiff durch Münster. Seinen Plan für das schwimmende Gastronomiekonzept gab Gründer Leon Windscheid bereits als Teilnehmer bei der Sendung “Wer wird Millionär” bekannt. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Oliver Trepper gewann er damit nicht nur Günther Jauch für sich, sondern auch die Jury des Gastro-Gründerpreis.

Bad Ape: Alles andere als Affentheater in Köln! Dass im Bad Ape Profis am Werk sind, sieht und schmeckt man sofort. Für die besonderen Feel Good Kreationen von Eileen Lehr und Moritz Ochsenbauer muss die Petersilie schon mal frittiert, der Tonkabohnen-Pudding mit Johannisbeeren garniert, die Ochsenbrust 36h lang geschmort oder der Rucola getrüffelt werden. Wer in dem kleinen Café keinen Platz mehr findet, um die bunten Köstlichkeiten zu genießen, muss nicht verzagen: Die außergewöhnlichen Sandwiches, Salate, Suppen und Desserts gibt’s auch zum Mitnehmen und schon bald sogar zum Vorbestellen über die Bad Ape-App. Klar, dass das Konzept “Gehobene Küche für jedermann” mit dem Gastro-Gründerpreis belohnt wird.

Bone Brox : Coffee to go war gestern: Der Kosmopolit von heute schlürft in Berlin Knochenbrühe! Richtig gehört: Omas Knochenbrühe feiert das Food-Comeback des Jahres – und das im To-Go-Cup. Schließlich schwörte schon Oma auf Slow Food – lange vor dem Hype! Hinter der Idee stecken Konrad Kaspar Knops und Jin-Woo Bae von Bone Brox. Über 18 Stunden köcheln die beiden Knochen von Weiderindern mit Gemüse und Kräutern in Quellwasser auf. Doch die Jury des Gastro-Gründerpreis überzeugte nicht nur die Idee zur Brühe, sondern auch die Vertriebswege, die sich Knops und Bae überlegt haben. Für Trendsetter bietet das Gründer-Team die Brühe in Pop-up Stores an, für Online-Shopper auf ihrer Website und für Hobbyköche demnächst auch im Einzelhandel.

Mashery – Hummus Kitchen: Wer Tel-Aviv gepaart mit internationalen Einflüssen in Köln erleben möchte, kommt um den köstlichen Hummus von Julian Wirtler, Rhaya Ayoub und Vera Prinz nicht herum. Mit ihren Hummus-Kreationen möchten die drei Studienfreunde Kölner Herzen für vegetarische, nahöstliche Küche erobern. Aus Rhayas arabisch-israelischer Herkunft, Veras Leidenschaft für vegetarische Küche und Julians Streetfood-Erfahrungen aus Mexiko entstand die Idee zu einem einzigartigen Gastro-Konzept: Mashery – Hummus Kitchen. Die Fusion-Hummus-Gerichte haben ihre Raffinesse und Köstlichkeit auf diversen Streetfood-Festivals bewiesen. Gekürt wird ihre Erfolgsgeschichte mit dem Gastro-Gründerpreis 2016. Dem ersten Hummus-Lokal Kölns steht damit nichts mehr im Wege.

RESTLOS GLÜCKLICH: Eine krumme Möhre? Bananen mit braunen Stellen? Im Geschmack einwandfrei! Dennoch verkauft sich verformtes Gemüse und Obst nicht gut im Supermarkt und wird ausrangiert. Hinzu kommen Fehlplanungen bei der Großbestellung sowie falsche Lieferungen und fertig ist ein ganzer Berg an genießbaren Lebensmitteln, die im Müll landen. Das muss nicht sein, denkt sich der Verein für Wertschätzung von Lebensmitteln und zeigt wie’s geht. In ihrem Berliner Restaurant RESTLOS GLÜCKLICH kochen sie anspruchsvolle Menüs, die zu 95% aus aussortierten Lebensmitteln bestehen. Und die Gäste merken: Schönheitsmankos schmecken köstlich. Ein cleveres Konzept gegen Lebensmittelverschwendung, für das die Jury des Gastro-Gründerpreis prompt den “Social Award” als sechste Auszeichnung schuf.

Findet auch mal ein Korn

Ein vierschichtiges Düngekorn, das die Nährstoffe genau im richtigen Moment an den Ackerboden abgibt: Mit dieser Idee gewannen Martin Grafen, Jeremias Wagner, Jessica Kommer und Peter Pütz in diesem Jahr den Deutschen Gründerpreis für Schüler. Sie hatten sich mit ihrem herausragenden Geschäftskonzept bei Deutschlands größtem Existenzgründer-Planspiel gegen 4.500 Schülerinnen und Schüler durchgesetzt.

Doch damit nicht genug: Jetzt wollen die vier Schüler des Heilig-Geist-Gymnasiums Würselen wissen, was ihre Idee wirklich wert und ob sie überhaupt realisierbar ist. Darüber haben sie mit Experten des Düngemittelherstellers K+S diskutiert. Bei dem Treffen am Firmensitz in Kassel erhielten die Nachwuchsgründer die Möglichkeit, tiefe Einblicke rund um Markt, Patent- und Markenanmeldung sowie zur Entwicklung des Produkts und Geschäftsmodells zu gewinnen.

Prof. Andreas Gransee, Leiter Research & Advisory K+S: “Wir waren einfach begeistert, dass sich die Schüler mit dem Thema Düngung beschäftigt haben. Ein sehr wichtiges und spannendes Thema, gerade in Hinblick auf eine wachsende Weltbevölkerung, das aber nicht unbedingt im öffentlichen Fokus steht. Zudem ist die Idee der Schüler gut durchdacht, da sie das Thema Mehrwert für den Landwirt, aber auch die optimierte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen beinhaltet.”

Für die Schüler war das Treffen ein großartiges Erlebnis. “Wir haben viele wertvolle Tipps erhalten. Wir können jetzt viel besser einschätzen, ob und in welcher Form sich unsere Geschäftsidee auch im wahren Leben umsetzen ließe”, sagt Martin Grafen. Der Geistesblitz zu dem mehrschichtigen Düngekorn kam ihm bei einem Besuch seines Onkels, der Landwirt ist. Dort war ihm aufgefallen, dass die einzelnen Düngefahrten sehr aufwendig sind. Das würde der Gründerpreissieger gerne in Zukunft ändern und so Landwirten viel Geld und Zeit ersparen.

Den Termin haben Wilhelm Grafen und Peter Havers von der Handwerkskammer Aachen begleitet. Sie standen dem Team auch schon während des Deutschen Gründerpreises für Schüler als Unternehmerpate mit Rat und Tat zur Seite.

Rekordfinanzierung BayStartUP 2016

Das Finanzierungsnetzwerk von BayStartUP vermittelte 2016 die Rekordsumme von 68,2 Millionen Euro Seed- und Wachstumskapital an Startups. Seit der Gründung des bayernweiten Netzwerks durch BayStartUP im Jahr 2014 steigen die Investitionssummen stetig: von rund 25 Mio. Euro (2014) über rund 38 Mio. Euro (2015) auf zuletzt 68,2 Mio. Euro (2016). Allein im vergangenen Jahr hat sich das Volumen damit beinahe verdoppelt. Das Finanzierungsnetzwerk von BayStartUP bündelt über 250 gelistete Business Angels und über 100 institutionelle Investoren und ist damit eines der größten in Europa.

Positiv wirkt sich für die Startup-Finanzierung aus, dass sich neben den institutionellen auch private Investoren – also Business Angels und Family Offices – immer stärker engagieren. Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer von BayStartUP, zeigt sich zufrieden: „Wir haben 2016 endgültig die in der Startup-Szene verbreitete Annahme widerlegt, dass Business Angels sich ausschließlich mit niedrigen Summen beteiligen.“
Im vergangenen Jahr kamen über 45 % des vermittelten Volumens (31,1 Mio. Euro) aus dem privaten Bereich. Die restlichen 37,1 Mio. Euro verteilen sich auf institutionelle, staatliche und strategische Startup-Investoren. Und bei sechs von zehn Finanzierungsrunden waren Business Angels oder Family Offices beteiligt. Damit setzt sich der Trend von 2015 und 2014 fort. Im Geschäftsjahr 2015 wurden mit 12,3 Mio. Euro circa ein Drittel der insgesamt vermittelten 37,8 Mio. Euro von Privatinvestoren gestellt. Das durchschnittliche Volumen einer Finanzierungsrunde lag bei 1,26 Mio. Euro.